Szene aus dem Fußball-WM-Spiel Frankreich - USA: Megan Rapinoe beim Torjubel. © dpa picture alliance Foto: Richard Sellers

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Rapinoe schockt WM-Gastgeberinnen - USA im Halbfinale

von Uli Petersen

Großer Jubel auf der einen und große Enttäuschung auf der anderen Seite nach einem mitreißenden Viertelfinale: Titelverteidiger USA zieht durch ein 2:1 (1:0) gegen Gastgeber Frankreich ins WM-Halbfinale ein. Matchwinnerin war Megan Rapinoe, die US-Präsident Donald Trump eine sportliche Antwort auf dessen Twitter-Attacke gab.

"Le Grand Match" - als "großes Spiel" und als vorweggenommenes Endspiel der Fußball-WM in Frankreich war das Viertelfinale zwischen den USA und Frankreich im Vorfeld bezeichnet worden. Als großartig geht die Partie aber nur in die Geschichte der Amerikanerinnen ein: Nach dem knappen, aber hochverdienten 2:1 (1:0)-Erfolg in einer aufregenden Partie am Freitagabend (28.06.19) stehen die USA - wie bei allen sieben Weltmeisterschaften zuvor auch - im Halbfinale. Am kommenden Dienstag (02.07.19, 21.00 Uhr) treffen sie im Stade de Lyon auf England, das sich am Donnerstag (27.06.19) klar gegen Norwegen durchgesetzt hatte.

Durch den Einzug der USA in die Runde der letzten Vier steht fest, dass die drei weiteren Halbfinalisten, allesamt europäische Teams, im kommenden Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei sein werden. Dem DFB-Team reicht also ein Sieg gegen Schweden am Samstag (29.06.19, 18.30 Uhr, live im Ersten und auf sportschau.de), um sein vor dem Turnierbeginn gesetztes Ziel zu erreichen.

Frankreich vom 0:1 geschockt

Die Partie zwischen den USA und Frankreich hatte keinerlei Anlaufschwierigkeiten: In der ersten Minute prüfte Julie Ertz die französische Keeperin Sarah Bouhaddi mit einem Flachschuss, in der vierten Minute sah Griedge Mbock Bathy Gelb für ein Foul an Alex Morgan. Den folgenden Freistoß versenkte Megan Rapinoe von links aus eigentlich ungünstigem Winkel - durchs Gewühl im Strafraum und die Beine von Frankreichs Kapitänin Amandine Henry hindurch - zur Führung für die USA (5.).

Dieser Treffer war nicht nur ein Stimmungsdämpfer auf den Tribünen im Pariser Prinzenpark, sondern er machte auch die taktischen Vorgaben aus der Teambesprechung vor dem Angriff hinfällig: Frankreich musste nun das Spielgeschehen in die Hand nehmen. Doch mit diesem zusätzlichen Druck kamen die Schützlinge von Trainerin Corinne Diacre nicht gut zurecht - vor allem, weil die Amerikanerinnen im 4-4-2 gegen den Ball ein starkes Pressing aufzogen und in der Defensive mit großem läuferischen Einsatz keine Räume ließen. Aber auch, weil sich die Französinnen in ihrem 4-3-3 nach vorne einfach nicht einfallsreich genug zeigten.

USA kontern in Frankreichs Druckphase

Auf den Tribünen versuchten die Frankreich gesinnten Zuschauerinnen und Zuschauer mit dem bekannten "Allez les Bleues" für einen Energieschub auf dem Rasen zu sorgen. Doch bis zur Pause kam kein Ball bis zu US-Keeperin Alyssa Naeher durch (bei sechs Versuchen).

Die Amerikanerinnen, die in jedem ihrer nun fünf Turnierspiele innerhalb der ersten zwölf Minuten in Führung gingen, starteten überfallartig in den zweiten Abschnitt: Bei einer Doppelchance von Samantha Mewis und Tobin Heath verhinderte Bouhaddi mit zwei starken Paraden das 0:2 (46.). Danach übernahmen zwar die nun viel zielstrebiger und schneller angreifenden Französinnen mehr und mehr das Kommando im letzten Drittel des Spielfelds, aber erst Valerie Gauvin brachte mit einem Kopfball erstmals in dieser Partie die Kugel aufs Tor von Naeher (64.). Die Reaktion der USA fiel eiskalt aus: Rapinoe vollendete im Gegenzug einen Konter zum vorentscheidenden 2:0 (65.).

Ausgerechnet Rapinoe schnürte in diesem weltweit beachteten Spiel einen Doppelpack, nachdem in den Tagen vor der Partie ein Zwist mit US-Präsident Donald Trump die Schlagzeilen bestimmt hatte. Sie solle "erst gewinnen, dann reden", hatte Trump per Twitter gefordert, nachdem Rapinoe angekündigt hatte, im Falle eines WM-Erfolgs mit dem US-Team nicht ins "verdammte Weiße Haus" zu kommen.

Renard-Treffer hilft Frankreich nicht

Szene aus dem Fußball-WM-Spiel Frankreich - USA: Wendie Renard hockt enttäuscht nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen. © dpa picture alliance Foto: Richard Sellers

Die Gastgeberinnen um Wendie Renard (M.) sind nach dem WM-Aus untröstlich.

Der Schlusspunkt im 25. Duell dieser beiden Mannschaften war Rapinoes insgesamt fünftes Tor bei dieser WM aber noch nicht: Die mit aller Macht gegen das drohende Aus ankämpfenden Französinnen wurden mit dem Anschlusstreffer durch Wendie Renard nach einem Freistoß belohnt (81.). Die Les-Bleues-Fans im Prinzenpark schraubten die Temperatur mit ihren hitzigen "Allez Les Bleues"-Schreien nun gefühlt deutlich über die 30-Grad-Marke. In der 86. Minute schoss Amel Majri den Ball aus kurzer Distanz an den Oberarm von Kelley O'Hara, einen Elfmeter gab es in dieser Szene aber nicht.

Als dann Schiedsrichterin Kateryna Monzul aus der Ukraine nach fünf Minuten Nachspielzeit abpfiff, war das fünfte Viertelfinal-Aus der Französinnen in Folge bei einem großen Turnier Fakt. Und trotzdem gab es noch minutenlang Beifall von den Rängen - für die Verliererinnen aus Frankreich und die Halbfinalistinnen aus den USA: Beide Mannschaften hatten in einem "großen Spiel" 90 Minuten lang Werbung für den Fußball der Frauen gemacht.

FIFA Frauen WM 2019
Frankreich : USA

28.06.19 21:00 Uhr, Finalrunde

Frankreich

Bouhaddi - Torrent, Mbock Bathy, Renard, Majri - Henry, Thiney, Bussaglia - Diani, Gauvin (76. Cascarino), Le Sommer (82. Asseyi)

1

USA

Naeher - O´Hara, Dahlkemper, Sauerbrunn, Dunn - Lavelle (63. Horan), Ertz, Mewis (82. Lloyd) - Heath, Morgan, Rapinoe (87. Press)

2

Fakten und Zahlen zum Spiel

Ergebnis

  • 1:2 (0:1)

Tore

Strafen

Bes. Vorkommnisse

Ort

  • Paris

Zuschauer

  • 45595

Schiedsrichter

  • Kateryna Monsul (Ukraine)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 29.06.2019 | 14:30 Uhr

Stand: 28.06.19 22:53 Uhr