Deutsches Team

Gegen Südafrika darf's ein bisschen mehr sein

von Florian Neuhauss aus Montpellier

Kämpferisch sind die DFB-Frauen längst im Turnier angekommen. Mit dem Achtelfinal-Ticket in der Tasche soll im abschließenden Gruppenspiel gegen Südafrika heute (17.6.19, 18 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de) jetzt auch spielerisch mehr kommen.

Zwei Spiele, sechs Punkte, schon vor dem dritten Gruppenspiel fürs Achtelfinale qualifiziert: Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat sich "eine sehr gute Ausgangslage" erspielt, wie auch Martina Voss-Tecklenburg am Tag vor der Partie gegen Südafrika noch einmal betonte. Eitel Sonnenschein herrscht bei der Bundestrainerin und ihren Spielerinnen aber mitnichten. "MVT" will die spielerische Leichtigkeit aus den Testspielen wieder sehen, und auch ihre Schützlinge sind nicht zufrieden. "Viele sind schon überkritisch", erklärte Voss-Tecklenburg. Dann kommt es auf das Trainerteam, aber auch die erfahrenen Mitspielerinnen an. Im Rahmen des Videostudiums wird alles genau aufgearbeitet - übrigens auch von der Mannschaft selbst.

Doorsoun: Leistung durch Vertrauen

Die deutsche Nationalspielerin Sara Doorsoun © imago images / photoarena/Eisenhuth

Sara Doorsoun hat das Vertrauen des Trainerteams gerechtfertigt.

Dass das gut funktionieren kann, zeigt das Beispiel Sara Doorsoun. Die flinke Innenverteidigerin hatte beim Auftakt gegen China mit ihren Fehlern in der ersten Hälfte großen Anteil daran, dass das Team so schwer reinkam in die Partie und musste viel Kritik einstecken. "Ich wusste selbst, dass ich es besser kann", sagte die 27-Jährige nach ihrem viel besseren Auftritt gegen Spanien. "Aber ich habe auch viel Vertrauen vom Trainerteam ausgesprochen bekommen, weil ich in der zweiten Halbzeit jeden Zweikampf gewonnen habe. Das wurde außerhalb der Mannschaft aber gar nicht so richtig wahrgenommen."

Spielfreude braucht auch Lockerheit und Sicherheit

Gegen Südafrika soll nun dafür gesorgt werden, dass gar nicht so viel zu kritisieren ist. "Wir müssen noch weiter an der einen oder anderen Stellschraube drehen", sagte zum Beispiel Kapitänin Alexandra Popp, die gegen Spanien in der zweiten Hälfte wie auch oft bei ihrem Club in Wolfsburg im zentralen Mittelfeld aushalf, um für mehr Stabilität zu sorgen. "Wir müssen noch stärker werden."

Dazu soll im mittlerweile sehr sonnigen Montpellier die richtige Balance zwischen Konzentration und Entspannung beitragen. Ein Ausflug ans Meer und der eine oder andere Bummel durch die Stadt ergänzen den Trainingsalltag. "Die Anspannung muss mal zur Seite gelegt werden, es darf dann auch gelacht werden", erläuterte Voss-Tecklenburg. Für die spielerische Komponente brauche es, so ihre Rechnung, auch Lockerheit und Sicherheit.

Marozsán macht "kleine Schritte Richtung Ball"

Die Bundestrainerin deutete ein paar Veränderungen in der Startelf an. Dabei sollen die Be- und Entlastung einzelner Spielerinnen, aber auch drohende Sperren (Verena Schweers und Lena Oberdorf sind gelb-vorbelastet) eine Rolle spielen. Wechsel auf den defensiven Außenbahnen, aber auch im Sturmzentrum scheinen dabei am wahrscheinlichsten.

Sicher ist, dass Dzsenifer Marozsán auch im dritten Gruppenspiel fehlen wird. Aber schafft sie es vielleicht schon, im Achtelfinale wieder dabei zu sein? Die Bundestrainerin hält sich mit Prognosen weiter zurück, berichtete jedoch: "Sie macht erste kleine Schritte Richtung Ball. Es wird auch darum gehen, wie sie mit den Schmerzen umgehen und das kompensieren kann." Eine Rolle werde zudem spielen, welche Gegner in den folgenden Runden warten. Die Frage dabei dürfte sein, wie dringend Deutschland seine Spielmacherin braucht und wie weit diese schon im Genesungsprozess ist. Sollte Deutschland Gruppensieger werden - dafür reicht gegen Südafrika schon ein Punkt -, kommt es im Achtelfinale mit dem Duell gegen einen Gruppendritten (A, C oder D). Der Gegner steht erst nach Abschluss der gesamten Vorrunde fest.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 08.06.2019 | 16:00 Uhr

Stand: 17.06.19 15:30 Uhr