Deutsches Team

Zehenbruch - Marozsán fällt für die Vorrunde aus

von Florian Neuhauss aus Valenciennes

Hiobsbotschaft für die deutschen Frauen vor dem "Schlüsselspiel" gegen Spanien: Dzsenifer Marozsán muss wegen eines Zehenbruchs passen. Das erfordert eine neue Spielweise des Teams.

Ausgerechnet Dzsenifer Marozsán! Für die beste Fußballerin und Spielmacherin der DFB-Frauen ist die Vorrunde gelaufen. Damit fehlt sie auch im "Schlüsselspiel" am Mittwoch (12.06.19, 18.00 Uhr, Liveticker auf sportschau.de) in Valenciennes gegen Spanien. Der mittlere Zeh ihres linken Fußes ist gebrochen. Das bestätigte Martina Voss-Tecklenburg bei der Spieltagspressekonferenz. Auf die Frage, wie sie die Offensivspielerin ersetzen wolle, antwortete die Bundestrainerin deutlich: "Dzsenifer kann man nicht ersetzen. Sie kann Dinge, die andere nicht können. Der Ausfall tut weh, vor allem persönlich, weil das eine besondere WM für sie ist. Wir müssen den Verlust mannschaftstaktisch auffangen."

Verletzt nach rüdem Foul im China-Spiel

Die deutsche Nationalspielerin Dzsenifer Marozsan (r.) wird im WM-Spiel gegen China gefoult © imago images / Xinhua

Dzsenifer Marozsán hat sich im Spiel gegen China einen Zeh gebrochen.

Marozsán hatte sich die Verletzung bereits im ersten Gruppenspiel gegen China (1:0) am Samstag (8.6.19) zugezogen, als sie bei einem rüden Foul einen Tritt abbekommen hatte. Unmittelbar nach der Begegnung erhielt die Spielmacherin von Olympique Lyon im Krankenhaus die bittere Diagnose - und konnte an den folgenden Tagen nicht mit der Mannschaft trainieren, sondern arbeitete nur individuell im Kraftraum. Dass die Nachricht vom eigentlich längst klaren Ausfall nicht früher bekannt gegeben wurde, erklärte "MVT" damit, dass es sogar hätte sein können, dass die 27-Jährige vorzeitig abreisen muss. Es galt, mit den Ärzten und dem Verein alles genau zu besprechen. Nicht nur der Zeh, auch das Sprunggelenk sei betroffen gewesen. Nun soll alles daran gesetzt werden, dass Marozsán im Laufe des Turniers noch einmal eingreifen kann. Eine Prognose sei aber schwierig, sagte Voss-Tecklenburg.

Marozsán bleibt das Pech damit treu: Die Heim-WM 2011 verpasste sie wegen einer Knieverletzung, 2015 laborierte sie ebenfalls an einer Fußverletzung und kam während des Turniers nie richtig in Schwung. Und jetzt der Ausfall in ihrer "Wahlheimat" Frankreich, wo sie seit drei Jahren in der Liga glänzt.

Umstellung auf Dreierkette - Hegering als Chefin?

Voss-Tecklenburg kündigte an, dass über die Verletzung hinaus umgestellt werde: "Wir müssen unsere Spielweise anpassen." Die Abwehr hatte nach Ballverlusten gegen die Chinesinnen große Lücken offenbart, die Offensive kam zu selten zum Abschluss. Eine Möglichkeit wäre der Griff zur defensiven Dreierkette, die "MVT" in der Vorbereitung zur WM erfolgreich getestet hat. Marina Hegering würde ins Zentrum rücken, Lena Goeßling und Sara Doorsoun könnten neben ihr verteidigen. "Unser Kader ist super breit aufgestellt", betonte Außenverteidigerin Leonie Maier, die selbst eine Startelfkandidatin ist. Die Bundestrainerin wollte natürlich noch nicht ins Detail gehen - in der Hoffnung, "die Spanierinnen überraschen zu können".

Ein Schlüsselspiel auf Augenhöhe

Die Möglichkeiten dazu sind allerdings gering, zu gut kennen sich die beiden Mannschaften. Co-Trainer Patrik Grolimund erklärte: "Der Spielstil der Spanierinnen ist bekannt. Er zieht sich ja durch die Ausbildungsteams in den U-Mannschaften bis hinauf zu den Seniorenspielerinnen und ist im Grunde immer gleich." Das Team von Jorge Vilda habe eine sehr hohe spielerische Qualität. Erst am 13. November des vergangenen Jahres traf man sich in Erfurt zu einem Testspiel. Und es dürfte Warnung genug sein, dass es das einzige Länderspiel ist, das die DFB-Frauen unter Horst Hrubesch nicht gewinnen konnten. Auch mit Blick auf das 0:0 sprach Voss-Tecklenburg von einem Duell "auf Augenhöhe".

Immer wieder fällt der Begriff "Schlüsselspiel". Wie Deutschland hat auch Spanien sein Auftaktmatch gewonnen, sich beim 3:1 gegen Südafrika allerdings ebenfalls überraschend schwer getan. Wer den zweiten Sieg feiert, macht einen großen Schritt zum Gruppensieg.

"Den Spanierinnen unseren Spielstil aufdrücken"

Der zähe Auftritt gegen China soll dabei zum Vorteil gereichen. Gerade die jungen Spielerinnen hätten "in einem schwierigen Match sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt", meinte Grolimund. Zusätzliche Unterstützung sollen Sport-Pychologin Birgit Prinz, die mittlerweile zum Team gestoßen ist, und die Fans geben. "Valenciennes ist nicht ganz so weit von Deutschland weg. Ich denke, dass da schon einige kommen werden, um uns zu unterstützen", meinte Rechtsverteidigerin Kathrin Hendrich, die das Spiel gegen die Spanierinnen selbstbewusst angeht: "Wir wollen alles auf Sieg setzen und den Spanierinnen unseren Spielstil aufdrücken. Und dann können sie machen, was sie wollen. Aber dann werden wir auch mit entsprechenden Mitteln dagegenhalten."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 11.06.2019 | 06:00 Uhr

Stand: 11.06.19 12:16 Uhr