Deutsches Team

Künzer: "Kann unangenehm für Deutschland werden"

Mit China, Spanien und Südafrika bekommen es die DFB-Frauen in der Vorrundengruppe B zunächst bei der Weltmeisterschaft in Frankreich zu tun. Aber wie stark sind die Gegnerinnen eigentlich? ARD-Frauenfußball-Expertin Nia Künzer macht für sportschau.de den Vorrunden-Check.

China: 1:0-Sieg

Die ehemalige Fußball-Nationalspielerin Nia Künzer blickt auf einer Porträtaufnahme zur Seite. © imago

Nia Künzer, Weltmeisterin von 2003, ist die Frauenfußball-Expertin der ARD.

Zu meiner Zeit gehörte China noch meist zum Favoritenkreis. Aber die Chinesinnen hatten in den vergangenen Jahren einen Hänger und sind ein bisschen von der Bildfläche verschwunden. Es ist schwer, den chinesischen Fußball genau zu beurteilen. Aber was man so mitbekommt, sind die Ambitionen wieder gewachsen. Die Chinesinnen sind nicht so klein und zierlich wie vielleicht die Japanerinnen, sondern physisch durchaus stark. Man kennt das ja aus anderen Sportarten: China ist in der Lage, die bevorzugten Sportlerinnen zu sichten und zusammenzutrommeln.

Für Deutschland wird das kein entspannter Auftakt. Das Team muss hellwach sein, das Spiel kann unangenehm werden und viel Geduld erfordern. China wird lange Gegenwehr liefern können. Aber es muss der Anspruch Deutschlands sein, dominant zu spielen und besser zu sein als der Gegner. Hoffentlich klappt es diesmal besser mit der Chancenverwertung als zuletzt. Ein guter Start ins Turnier wäre sehr wichtig.

Spanien (Mittwoch, 12. Juni, 18 Uhr - live im ZDF)

Patricia Guijarro © picture alliance / Sport Moments

Die 21-jährige Patricia Guijarro vom FC Barcelona hat den Sprung von der erfolgreichen U20 zur A-Nationalmannschaft Spaniens geschafft.

Wenn man sieht, wie erfolgreich Spanien im Juniorinnen-Bereich ist, kann man sich gut vorstellen, dass das auch mal in der A-Nationalmannschaft ankommt. Im spanischen Frauenfußball ist viel passiert, da ist eine deutliche Entwicklung zu sehen. Spanien ist der stärkste Gegner in der Vorrunde, aber vielleicht ist das Spiel für die deutsche Mannschaft sogar dankbarer als die anderen.

Spanien kann Ballbesitzfußball und wird sicher mehr mitspielen als China und Südafrika. Aber mir fehlt bei den Spanierinnen so ein bisschen der letzte Zug zum Tor. Als sie bei der EM 2017 gegen Österreich ausgeschieden sind, erinnerte das manchmal an Handball. Da wurde immer wieder um den österreichischen Strafraum herumgespielt, im Abschluss kam zu wenig. Deutschland muss großen Respekt vor der Aufgabe haben und darf nicht davon ausgehen, man könnte die Partie so runterspielen. Aber ich sehe die deutsche Mannschaft noch einen Tick vorne, gerade was die Qualität in der Breite betrifft.

Südafrika (Montag, 17. Juni, 18 Uhr - live im Ersten)

Die südafrikanische Nationalspielerin Noko Matlou © picture alliance / empics

Ist dabei sein schon alles für das südafrikanische Team um Noko Matlou?

Auch wenn ich persönlich einen ganz starken Bezug zu der Region habe, kann ich Südafrika nur ganz schwer einschätzen. Der afrikanische Fußball ist auch im Süden sehr physisch, und die Spielerinnen haben viel Tempo. Für das Land ist es ein Riesenerfolg, dass man sich "endlich" für eine WM qualifiziert hat. Demnach geht es vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln. Ich hoffe, dass die Entwicklung durch die WM-Teilnahme weiter vorankommt. Die Spielerinnen haben zu Hause eine ganz große Vorbildfunktion. Und wenn die Mädchen in Südafrika ihnen nacheifern, wird der Fußball auch in der Spitze besser.

Es kommt bei den Nationen gerade bei Mannschaftssportarten auch immer darauf an, ob ein Wille da ist, die Entwicklung voranzutreiben. Südafrika hat da sicher bessere Rahmenbedingungen als andere Länder auf dem Kontinent. Dazu passt, dass die Südafrikaner schon bald selbst eine Frauenfußball-WM austragen wollen.

Aufgezeichnet von Florian Neuhauss

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 08.06.2019 | 16:00 Uhr

Stand: 06.06.19 16:58 Uhr