Deutschlands Lena Sophie Oberdorf (r.) und Sara Däbritz © dpa-Bildfunk Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Deutsches Team

Deutschlands Titelträume platzen gegen Schweden

von Hanno Bode

Die "Tour de France" hat für die deutschen Fußballerinnen ein jähes Ende genommen. Das DFB-Team verlor sein Viertelfinale bei der WM in Frankreich gegen Schweden mit 1:2 (1:1) und verpasste damit auch die Olympia-Qualifikation. Es war die erste Pleite gegen die Skandinavierinnen seit 24 Jahren bei Großturnieren.

Dabei begannen die deutschen Fußballerinnen am Samstagabend (29.06.19) im Roazhon Park in Rennes schwungvoll. Nach sieben Minuten hatte der Olympiasieger die schwedische Schlussfrau Hedvig Lindahl bereits dreimal auf Herz und Nieren geprüft. Den Kopfball von Kapitänin Alexandra Popp (4.), einen Freistoß von Lina Magull (6.) und einen Schuss von Sara Däbritz (7.) hielt die 36-Jährige sicher. Kurz darauf musste auch Lindahls Gegenüber Almuth Schult erstmals eingreifen. Mit einer Fußabwehr klärte sie Sofia Jakobssons Versuch ( 12.). Es war also trotz der brütenden Hitze (das Thermometer zeigte weit über 30 Grad an) eine muntere Partie.

Magull belohnt tollen deutschen Start

Deutschlands Spiel hatte dabei in den ersten 20 Minuten eine gute Struktur, obgleich Regisseurin Dzsenifer Marozsán 21 Tage nach ihrem Zehenbruch in der Begegnung gegen China (1:0) erneut nicht in der Startelf stand. Sie saß zunächst auf der Bank und sah von dort aus, wie die schwedische Verteidigerin Magdalena Eriksson den Ball unbedrängt in die Füße von Däbritz passte. Die künftige Frankreich-Legionärin (wechselt zu Paris Saint-Germain) zog unwiderstehlich davon, spielte in die Tiefe zu Magull, die Lindahl mit einem Rechtsschuss überwand (16.). Nur 180 Sekunden später hatte der zweimalige Weltmeister durch einen (allerdings harmlosen) Kopfball von Lea Schüller den nächsten Abschluss zu verzeichnen.

Deutsches Team

Einzelkritik – Nur Schult gut gegen Schweden

Schweden egalisiert nach Hegering-Patzer

Nicht viel, eigentlich gar nichts, deutete bis zum diesem Zeitpunkt darauf hin, dass das DFB-Team die Kontrolle über das Geschehen würde verlieren können. Doch dann verschätzte sich Innenverteidigerin Marina Hegering bei einem langen Ball von Linda Sembrant, sodass Jakobsson plötzlich freie Bahn in Richtung deutsches Tor hatte. Und diese Chance ließ sich die frühere Bundesliga-Spielerin des BV Clopppenburg (von 2013 bis 2014) nicht entgehen. Sie überwand Schult mit einem Schuss ins lange Eck (22.). Es war das erste Gegentor der Wolfsburgerin bei dieser WM. Und es verunsicherte den Rekordeuropameister merklich. Fortan mangelte es ihm in der Vorwärtsbewegung an Passsicherheit und in der Abwehr an Stabilität. So musste Schult gegen Stina Blackstenius den Rückstand verhindern (36.), nachdem die vor ihr postierte Viererkette ein weiteres Mal Abstimmungsprobleme offenbart hatte. Das 1:1 zur Halbzeit war aus deutscher Sicht durchaus als glücklich zu bezeichnen.

Blackstenius trifft kurz nach der Pause

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wechselte zur zweiten Hälfte Marozsán für Linda Dallmann ein. Doch bevor die Edeltechnikerin erstmals eine Kostprobe ihres großen Könnens geben konnte, lagen sich die Schwedinnen zum zweiten Mal in den Armen. Jakobsson hatte gefühlvoll auf Fridolina Rolfö geflankt, deren Kopfball konnte Schult zwar noch parieren, aber im Nachschuss war Blackstenius zur Stelle (48.). Der Rückstand machte die ohnehin knifflige Aufgabe gegen die in den Zweikämpfen sehr griffigen, taktisch disziplinierten und fußballerisch überlegt auftretenden Skandinavierinnen noch schwerer.

Youngster Oberdorf vergibt große Chance zum 2:2

Und Deutschland fand praktisch keine Lösungen, den gegnerischen Defensivverbund unter Druck zu setzen. Marozsán war statt der erhofften Taktgeberin ein Fremdkörper im deutschen Spiel. Der noch nicht ausgeheilte Zehenbruch machte ihr offenbar sehr zu schaffen. So mangelte es den Angriffen des Teams von Voss-Tecklenburg, deren Gesichtszüge sich minütlich verfinsterten, an Ideen und Tempo. Nahezu alles blieb Stückwerk. Schweden war dem 3:1 näher als die DFB-Auswahl dem Ausgleich. Beispielsweise in der 78. Minute, als Blackstenius frei vor Schult auftauchte, jedoch an der Schlussfrau scheiterte. Die vergebene Großchance sollte sich aber nicht rächen. Zwar besaß die eingewechselte Lena Sophie Oberdorf nach einem Marozsán-Freistoß per Kopf noch die Riesenmöglichkeit zum Ausgleich. Dass die 17-Jährige unbedrängt aus wenigen Metern das Ziel verfehlte, es war irgendwie sinnbildlich für den zu unentschlossenen Auftritt Deutschlands an diesem Abend.

FIFA Frauen WM 2019
Deutschland : Schweden

29.06.19 18:30 Uhr, Finalrunde

Deutschland

Schult - Gwinn, Doorsoun, Hegering, Simon (43. Maier) - Popp, Däbritz - Huth, Dallmann (46. Marozsán), Magull - Schüller (69. Oberdorf)

1

Schweden

Lindahl - Glas, Fischer (66. Ilestedt), Sembrant, Eriksson - Rubensson (86. Björn), Asllani, Seger - Jakobsson, Blackstenius, Rolfö (90.+5 Hurtig)

2

Fakten und Zahlen zum Spiel

Ergebnis

  • 1:2 (1:1)

Tore

Strafen

Bes. Vorkommnisse

Ort

  • Rennes

Stadion

Zuschauer

  • 25301

Schiedsrichter

  • Stéphanie Frappart (Frankreich)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 08.06.2019 | 17:35 Uhr

Stand: 29.06.19 20:24 Uhr