Phil Neville, englischer Nationaltrainer © picture alliance Foto: Richard Sellers

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"Spygate"? - Dicke Luft zwischen England und den USA

Es ist ein weiteres vorgezogenes Endspiel: Heute (02.07.19, 21.00 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) treffen die wohl beiden stärksten im Turnier verbliebenen Teams im ersten Halbfinale der Frauen-WM aufeinander. Neben der sportlichen Rivalität gibt es auch Streit neben dem Platz. Das US-Team soll versucht haben, die Engländerinnen auszuspionieren. Die Rede ist von "Spygate".

Phil Neville, englischer Nationaltrainer © picture alliance Foto: Richard Sellers

Der englische Nationaltrainer Phil Neville spricht von schlechtem Stil.

Englands Coach Phil Neville war nicht gut zu sprechen auf die amerikanischen Gegnerinnen im Halbfinale: "Ich dachte: 'Was machen sie da? Es ist keine Etikette, oder?'" Das sagte der Trainer am Sonntag der BBC. Der Grund für den Ausbruch lag darin, dass sich zwei Mitglieder der US-Delegation Zutritt zum Privatbereich der "Lionesses" im Fourviere Hotel in Lyon verschafft hatten. Angeblich, um das Hotel für das mögliche Finale als Quartier in Augenschein zu nehmen, wie US-Trainerin Jill Ellis versicherte. Ein Zeichen der Arroganz oder ganz normale Planung? Der englische Fußballverband FA verzichtete auf eine Beschwerde bei der FIFA. Doch ein fader Beigeschmack bleibt, auch wenn nicht klar ist, ob die US-Teamvertreter irgendwelche Erkenntnisse über die Engländerinnen mitnehmen konnten.

Zaungast sorgt für Aufregung

Zur Entspannung der Situation trug jedenfalls nicht bei, dass am Montag ein Mann am Zaun des Trainingsgeländes dabei erwischt wurde, wie er das Training der "Lionesses" beoachtete und Erkenntnisse offenbar gleich per Telefon weitergab. Die frühere Nationalspielerin Alex Scott, die für das Boulevard-Blatt "The Sun" als Kolumnistin arbeitet, schrieb: "Wenn die Nummer eins unter den Teams der Welt versucht, Wege zu finden, um England auszuspionieren, sollten sie geschmeichelt sein." Später stellte sich allerdings heraus, dass der lediglich ein Einheimischer war, der aus reiner Neugier das Training beobachtete.

Neville: "Wir werden es mit beiden Händen anpacken"

Dieser Nebenkriegsschauplatz zeigt, wie groß die Anspannung vor dem Halbfinale ist. Neville schickte am Montag gleich eine Kampfansage in Richtung USA: "Ich will kein Spiel, in dem sich beide Teams neutralisieren. Wir werden es mit beiden Händen, beiden Füßen und dem ganzen Körper anpacken", sagte der 42-Jährige in Lyon. Seine Spielführerin Steph Houghton legte nach: "Wir haben gezeigt, dass wir mit jedem Team mithalten können", sagte die Abwehschefin. Gegen Rekordweltmeister USA werde es besonders auf die physische Stärke ankommen. "Damit können wir gewinnen und haben in den letzten vier, fünf Wochen so trainiert." Fast 60.000 Fans werden in Lyon erwartet und werden eine Partie auf Augenhöhe erleben.

Lieber Repräsentantenhaus als Weißes Haus

Szene aus dem Fußball-WM-Spiel Frankreich - USA: Megan Rapinoe beim Torjubel. © dpa picture alliance Foto: Richard Sellers

Megan Rapinoe: Leaderin auf dem Platz und Wortführerin

Gleichwohl sind die USA um ihren Superstar Megan Rapinoe, die zusammen mit Teamkollegin Alex Morgan mit jeweils fünf Treffern von der Spitze der Torschützenliste grüßen, der Favorit. Doch Rapinoe hat einen eigenen Nebenkriegsschauplatz, liefert sich die Kapitänin doch seit Tagen eine öffenlichkeitswirksame Auseinandersetzung mit US-Präsident Donald Trump. Letzte Episode: Statt eine Einladung ins Weiße Haus anzunehmen, wollen sich die US-Girls lieber im Repräsentatenhaus feiern lassen. Dorthin hatte sie die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez per Twitter eingeladen. "Consider it done", antwortete Rapinoe: "Machen Sie einen Haken dahinter - wir kommen."

 

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 08.06.2019 | 16:00 Uhr

Stand: 02.07.19 09:39 Uhr