Die brasilianische Nationalspielerin Formiga (Foto aus dem Jahr 2015) © Witters Foto: Sebastian Widmann

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Formigas siebte WM: "Sie ist nicht von dieser Welt"

Ihr WM-Debüt feierte Formiga 1995 in Schweden. In Frankreich wird die Brasilianerin in Diensten von Paris Saint-Germain nun mit 41 Jahren an ihrer siebten Weltmeisterschaft teilnehmen und damit einen Rekord aufstellen.

Ein paar Tage bevor Dr. Nemi Sabeh Júnior mit der brasilianischen Nationalmannschaft in Richtung Portugal abhob, wo sich das Team auf die WM vorbereitet, hielt der Mannschaftsarzt der Südamerikanerinnen in seiner Heimat noch einen Vortrag. Er sprach dabei unter anderem über die Grand Dame des brasilianischen Fußballs: Formiga. Sabeh geriet ins Schwärmen, als er vom Fitnesszustand der inzwischen 41 Jahre alten Mittelfeldakteurin berichtete. "Ihre Werte sind mit denen von Spielerinnen im Alter von 22 oder 25 vergleichbar", erzählte der Mediziner und attestierte der "Ameise", so die übersetzung von Formiga, eine "Athletin mit Superkräften" zu sein. Damit stieß Sabeh in dieselbe Kerbe wie Nationaltrainer Oswaldo Fumeiro Alvarez, kurz Vadão. Der 62-Jährige sagt über seine Leaderin: "Sie ist nicht von dieser Welt."

"Ihre Nominierung war kein Geschenk"

Das Geheimnis ihrer scheinbar ewigen Jugend hat die aus Salvador stammende Kickerin bis heute nicht preisgegeben. Neben guten Genen dürften aber wohl viel Trainingsfleiß und eisenharte Disziplin für ihre auch im hohen Fußballerinnen-Alter noch konstant guten Leistungen verantwortlich sein. Und so wird Formiga (Vadão: "Ihre Nominierung war kein Geschenk") in Frankreich - sollte sie sich bis zum Turnierstart nicht verletzten - einen Rekord aufstellen. Die 41-Jährige wird die erste Fußballerin sein, die an sieben Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Bis dato teilt sie sich diese Bestmarke mit der Japanerin Homare Sawa. Kommt die Wahl-Französin zum Einsatz, wäre sie zudem die älteste Akteurin, die bei einer Frauen-WM gespielt hat.

Nach "Gehirnwäsche": Rücktritt vom Rücktritt

Der brasilianische Frauenfußball-Nationaltrainer Oswaldo Fumeiro Alvarez © imago images / Fotoarena

Nationalcoach Oswaldo Fumeiro Alvarez überredete Formiga zum Comeback.

Dabei hatte Formiga mit dem Thema Nationalmannschaft eigentlich bereits abgeschlossen. Mitte Dezember 2016 erklärte sie ihren Rücktritt aus der Seleção. Der enttäuschende vierte Platz bei den Olympischen Spielen in Rio sowie der bald darauf vollzogene Trainerwechsel von Vadão zu Emily Lima hatten bei ihrem Entschluss eine wichtige Rolle gespielt. Doch Lima hielt sich gerade einmal ein Jahr im Amt, bevor ihr Vorgänger wieder das Ruder übernahm. Und für Vadão war die routinierte Mittelfeldakteurin noch immer unverzichtbar. Der Coach bekniete sie, ein Comeback zu geben. Formiga gab schließlich nach. "Er hat mich irgendwie einer Gehirnwäsche unterzogen", erklärte die 41-Jährige später mit einem Augenzwinkern.

Seleção reist mit Sorgen nach Frankreich

Bei der Südamerikameisterschaft 2018 in Chile streifte die inzwischen zu PSG gewechselte Formiga dann wieder das Trikot ihres Heimatlandes über. Sie kam in sechs Partien zum Einsatz und erzielte zwei Treffer. Aber noch wichtiger: Brasilien löste durch den Sieg das Frankreich-Ticket. In ihrer Wahlheimat möchte sich die 41-Jährige, die 1995 in Schweden ihr WM-Debüt feierte, nun doch noch den Traum von einem Weltmeisterschaftssieg erfüllen. Doch die Vorzeichen stehen für Formiga, die auch Olympische Rekordspielerin mit 29 Einsätzen ist, und ihre Teamkameradinnen nicht sonderlich gut. Brasilien ist seit neun Partien sieglos. Die letzte Begegnung vor der Abreise ins Trainingscamp nach Portugal ging gegen Schottland mit 0:1 verloren.

"Müssen den Schalter jetzt umlegen"

"Wir müssen den Schalter jetzt umlegen", forderte die 151-malige Nationalspielerin. Angst davor, dass ihre siebte WM zu einem Fiasko wird, hat die Wahl-Französin nicht: "Ich denke, dass wir trotz aller Skepsis gut abschneiden werden." Und wenn nicht? Ist dann endgültig Schluss im Nationalteam für die "Athletin mit Superkräften"? Wenn es nach Mannschaftsarzt Sabeh geht, nicht zwingend: "Wir haben ihr gesagt, dass sie noch lange nicht aufhören muss."

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 08.06.2019 | 16:00 Uhr

Stand: 23.05.19 16:36 Uhr