Die frühere Frauenfußball-Bundestrainerin Steffi Jones © imago images / Avanti

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"Klüngel-Klüngel": Jones attackiert DFB-Spitze

Steffi Jones hat erstmals öffentlich über ihre glücklose Zeit als Bundestrainerin und ihr unfreiwilliges Aus gesprochen. Die 46-Jährige übte dabei harsche Kritik an den Zuständen im DFB.

Bis dato hatte Steffi Jones nach ihrem unfreiwilligen Aus als Frauenfußball-Bundestrainerin im März des vergangenen Jahres kein böses Wort über den Deutschen Fußball-Bund (DFB) verloren. Zumindest nicht öffentlich. Doch wenige Stunden vor Beginn der Weltmeisterschaft in Frankreich am heutigen Freitag (7.6.19) veröffentlichte nun das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ein Interview mit der 46-Jährigen, in dem sie harsche Kritik an ihrem früheren Arbeitgeber äußerte. "Was mich super nervt, ist dieses Klüngel-Klüngel beim DFB. Jeder sucht da immer erst seinen eigenen Vorteil", sagte Jones. Die ehemalige Weltklasse-Verteidigerin bemängelte, dass es in den 21 Landesverbänden keine Präsidentin gebe: "Auch beim DFB müssen Frauen an die Spitze. Männerdomänen sind Vergangenheit." Der Verband brauche mal "ordentlich Durchzug".

Als Spielerin Weltklasse, als Trainerin glücklos

Die 111-malige Nationalspielerin, die 2003 mit Deutschland Weltmeisterin wurde und drei EM-Titel mit dem DFB-Team gewann, war nach dem letzten Platz des Rekordeuropameisters beim SheBelieves Cup im vergangenen Jahr von ihren Aufgaben entbunden worden. Das schwache Abschneiden beim hochkarätig besetzen und prestigeträchtigen Turnier war für die DFB-Spitze um den damaligen Präsidenten Reinhard Grindel ein weiterer Beleg dafür, dass das Experiment mit Jones keine Zukunft mehr hatte. Unter der 46-Jährigen war Deutschland bei der EM 2017 in den Niederlanden bereits im Viertelfinale gescheitert und drohte nach einer 2:3-Pleite gegen Island sogar die direkte WM-Qualifikation zu verpassen. Jones hatte vor ihrer Tätigkeit als Bundestrainerin noch keinerlei Erfahrung als alleinverantwortliche Übungsleiterin gesammelt. Sie übernahm das Amt beim DFB 2016 von der deutschen Frauenfußball-Ikone Silvia Neid, die das Team zum Abschluss ihrer erfolgreichen Trainer-Laufbahn zum Olympia-Sieg geführt hatte.

"Schwerste Zeit meiner Karriere"

Die Fußstapfen, in die Jones treten musste, waren riesig. Und es gab von Beginn an viele Zweifler, dass sie die richtige Wahl für diese Position sei. Der Gegenwind für die 46-Jährige war dementsprechend groß, sodass sie heute verbittert auf ihre 19-monatige Amtszeit zurückblickt: "Es war die schwerste Zeit meiner Karriere, weil sie von Anfang an von Neid und Missgunst geprägt war." Sie sei "teilweise von den Medien schlimm attackiert" worden und habe sich vom DFB alleingelassen gefühlt. "Für mich fühlte es sich so an, als ob alle froh waren, dass ich versage." Ihre Freistellung sei deshalb auch eine Befreiung gewesen.

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 08.06.2019 | 16:00 Uhr

Stand: 07.06.19 19:16 Uhr