Radsport Bahn
Deutsche Medaillenträume auf der Bahn
Bis zu sechs Medaillen peilen die deutschen Bahnrad-Asse an. Insbesondere Kristina Vogel könnte im Velodrom von Rio mächtig abräumen. Zuerst sind aber die Augen auf den Vierer gerichtet.
Beim Medientermin in der Mixed Zone des schönen neuen Velodroms in Rio grinste Maximilian Levy übers ganze Gesicht. "Wer soll's rocken, wenn nicht wir?", fragte der 29-Jährige aus Cottbus rhetorisch in die Runde. Die Gelassenheit des Routiniers kommt nicht von ungefähr. Nach 2008 und 2012 (jeweils Bronze im Teamsprint) ist Levy nun zum dritten Mal bei Olympia dabei - am Donnerstagabend (11.08.16) ab etwa 21 Uhr MESZ will er mit dem Team wieder aufs Podium - und damit dem ambitionierten deutschen Bahnrad-Team den richtigen Schwung für die kommenden Tage geben.
Mit dem Erfurter Anfahrer René Enders und dem Chemnitzer Joachim Eilers geht Levy als Schlussmann auf die Jagd über drei Runden. Dabei war das gar nicht vorgesehen. Eigentlich war Levy für's Team bereits aussortiert, der Chemnitzer Max Niederlag hatte ihm in den letzten Monaten den Rang abgelaufen. Levy fuhr nur als Ersatzmann mit nach Rio - dazu musste sogar ein Nominierungstrick des Bundes Deutscher Radfahrer herhalten, der Levy über einen freien Platz als Straßenfahrer als zusätzlichen Bahnfahrer nach Brasilien schleuste.
Kampf um Hundertstel
Erst nur Ersatz, plötzlich mittendrin: Maximilian Levy.
Als Niederlag in den letzten Tagen erkrankte, schlug Levys Stunde. Und der neuen alten Teambesetzung mit Enders, Eilers und Schlussfahrer Levy blieben noch genau zwei Übungseinheiten, um die Feinabstimmung einzuüben, die im Teamsprint doch so wichtig ist. "Optimal ist anders", grantelte Bundestrainer Detlef Uibel, "ich bin gut vorbereitet", sagte Levy. Anfahrer Enders wird wohl mit einem kleineren Gang als üblich anfahren, damit Eilers und Levy dranbleiben können, danach wird's ein Kampf um Hundertstel gegen die vier Teams aus Neuseeland, Großbritannien, Niederlande und Australien, denen die in etwa gleichen Chancen zugerechnet werden wie dem deutschen Team.
Eine Medaille im Teamsprint - es wäre ein guter Einstieg für die deutschen Bahnradfahrer in die Wettkämpfe, die noch so manch weiteres deutsches Edelmetall hervorbringen sollen. Hinter den hoch favorisierten Briten könnte zum Auftakt auch schon der "reanimierte" deutsche Bahnvierer, der die Teilnahme in Peking und London zuletzt verpasst hatte, ein erfolgreiches Comeback feiern. Unter neuer Zusammensetzung und neuer Organisation schaffte der Vierer bei der WM 2015 einen deutschen Rekord - das einstige deutsche Aushängeschild ist wieder auf Kurs zu sein.
"Hätte gern drei Medaillen"
Porträt
Das gilt sowieso für Kristina Vogel, die gemeinsam mit ihrer Partnerin Miriam Welte am Freitag in den Teamsprint einsteigt. Favoriten sind die beiden deutschen Frauen nicht. Das waren sie aber auch vor vier Jahren in London nicht, als sie von Wechselfehlern der favorisierten Teams aus Großbritannien und China profitierten und Gold holten. "Ich kann den Start kaum mehr erwarten", meinte Vogel, die anschließend auch in den Einzeldisziplinen Keirin und Sprint zu den Mitfavoritinnen zählt.
War die Erfurterin vor vier Jahren noch das Nesthäkchen in der deutschen Mannschaft, ist sie inzwischen als siebenmalige Weltmeisterin längst der große Star. "Wenn ich das Podest sehe, dann weiß ich, wo ich hin will. Ich bin heiß und will Radrennen fahren. Ich will wissen, ob sich die harte Arbeit im letzten Jahr bezahlt gemacht hat", unterstrich Vogel. Mit vierten oder fünften Plätzen will sich die 25-Jährige erst gar nicht abgeben: "Ich bin so frech zu sagen, dass ich schon ganz gerne drei Medaillen hätte und davon einmal ganz oben stehen möchte."
Joachim Eilers - der Mann, den es zu schlagen gilt
Der möglicherweise größte deutsche Gold-Anwärter aber ist Joachim Eilers, der zuletzt bei der WM in London im Keirin und dem nicht-olympischen 100-Meter-Sprint triumphierte. Seine Werte sollen weiter absolut top sein, in Rio ist im Grunde alles für seine Krönung im Keirin angerichtet. "Er ist der Mann, den es zu schlagen gilt", betonte Kollege Levy, der 2012 immerhin Zweiter wurde.
Letzter im Bunde der Medaillenkandidaten ist schließlich Roger Kluge, der Jahr für Jahr zwischen der Straße und der Bahn hin- und herpendelt. In Rio startet er im Mehrkampf Omnium und gehört zu den Mitfavoriten. Auch hier allerdings ist die Konkurrenz groß. Allen voran Tour-de-France-Sprintkönig Mark Cavendish hat nichts anderes als die Goldmedaille im Blick.
Stand: 11.08.16 13:10 Uhr
Sportarten
Ergebnisse
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | USA | 46 | 37 | 38 |
2. | GBR | 27 | 23 | 17 |
3. | CHN | 26 | 18 | 26 |
4. | RUS | 19 | 17 | 20 |
5. | GER | 17 | 10 | 15 |
6. | JPN | 12 | 8 | 21 |
7. | FRA | 10 | 18 | 14 |
8. | KOR | 9 | 3 | 9 |
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