Jim Thorpe war 1912 in Stockholm erster Olympiasieger im Zehnkampf. Ein Jahr später wurde ihm die Goldmedaille aberkannt, da er als Baseball- und Footballspieler Geld kassiert hatte. Thorpe zog sich verbittert von der Leichtathletik zurück. Dank seines außergewöhnlichen Talents feierte er Erfolge im Football, Baseball und Basketball. Doch glücklich wurde er nicht. Verarmt starb er 1953 an einem Herzinfarkt. Das IOC rehabilitierte den großartigen Athleten erst 1982. Thorpes Kinder erhielten Duplikate der Olympia-Medaillen.
Der fünfmalige Olympiasieger Johnny Weissmüller schwamm die 100 m als erster Mensch unter einer Minute. Seine anschließende Film-Karriere ab 1932 entpuppte sich als Fluch und Segen zugleich. Als "Tarzan" avancierte er abermals zum Weltstar, verdiente Millionen. Das Image des sanftmütigen, aber intellektuell limitierten Dschungelmenschen wurde er jedoch nicht mehr los.
Gierige Manager und vier Scheidungen ließen sein Vermögen schmilzen wie Eis in der Sonne. Noch im Alter von 69 Jahren musste er als Türsteher in Las Vegas Hotelgäste begrüßen. "Ich Tarzan, du willkommen", so sein Spruch. Weissmüller verfiel dem Alkohol und landete in einem Altersheim für verarmte Schauspieler. 1979 wurde er für "geistig verwirrt" erklärt, am 20. Januar 1984 starb er. Als der Sarg ins Grab hinuntergelassen wurde, startete ein Tonband - mit dem Tarzan-Schrei.
Vier Goldmedaillen brachte der Amerikaner Jesse Owens 1936 aus Berlin mit nach Hause. Später arbeitete er als Aushilfskraft an einer Tankstelle. Show-Wettrennen gegen Pferde, eine gescheiterte eigene Reinigung, finanzieller Bankrott - der tiefe Fall einer Leichtathletik-Legende.
Schon bei den Spielen selbst war der Afro-Amerikaner das bestimmende Thema der Propaganda-Spiele im Dritten Reich gewesen. Und auch in den USA blieb die Anerkennung aus: Präsident Franklin D. Roosevelt lud Owens nach seiner Rückkehr nicht ins Weiße Haus ein.
Weitspringer Bob Beamon, der mit seinem Sprung auf 8,90 m 1968 in Mexiko City Geschichte schrieb, bekannte
zwei Jahre nach dem Wahnsinnssatz, dass ihn die Bürde des Weltrekords fast erdrücke: "Es ist, als ob ich keine Luft mehr bekäme. Der Rekord macht mich fertig."
Beamon heuerte unter anderem als Basketballer bei den Harlem Globetrotters an und leitete eine Diskotheken-Kette, doch reich wurde der Amerikaner nie. Glücklich auch nicht: Beamon trat
gleich viermal vor den Traualtar.
US-Tenniswunderkind Jennifer Capriati schlug 1992 im Olympiafinale Steffi Graf und feierte damit den größten Karriereerfolg. Danach folgten jede Menge Tiefpunkte. 1993 wurde sie beim Ladendiebstahl erwischt, 1994 wegen des Besitzes von Marihuana inhaftiert. Erst 1996 kehrte sie auf die WTA-Tour zurück und gewann unter anderem noch drei Grand-Slam-Turniere.
Abebe Bikila gewann 1960 in Weltrekordzeit barfuß den Marathon, wurde erster Olympiasieger aus einem schwarzafrikanischen Staat. 1964 wiederholte der Äthiopier seinen Erfolg, erneut mit Weltrekord und nun mit Schuhen. 1968 musste er das Rennen wegen eines Ermüdungsbruchs abbrechen. Im Herbst 1969 erlitt er bei einem Autounfall schwere Verletzungen und war seitdem querschnittsgelähmt. Bei den Weltspielen der Behinderten belegte er 1970 im Bogenschießen Platz neun. 1973 erlag er einer Hirnblutung, die noch in Zusammenhang mit seinem Unfall stand.
Mamo Wolde siegte 1968 im Marathon. Insgesamt sammelte er drei Olympia-Medaillen. In seiner Heimat war der Äthiopier ein Nationalheld. Seine Bekanntheit bewahrte ihn davor, zu Beginn der Militärdiktatur von Mengistu Haile Mariam wie viele seiner Landsleute ermordet zu werden. Nach dem Ende der Diktatur Mariams 1991 wurden ab 1993 dessen Sympathisanten inhaftiert, darunter auch Wolde. Er wurde beschuldigt, ein Kollaborateur Mariams gewesen zu sein und einen 15-jährigen Jungen ermordet zu haben.
Er sei als Armeeangehöriger aufgefordert worden, nach dem tödlichen Schuss eines anderen Offiziers auf den Jungen einen weiteren Schuss abzugeben, er hätte jedoch absichtlich danebengeschossen, berichtete Wolde. Anfang 2002 wurde er zu sechs Jahren Haft verurteilt, aber sofort freigelassen, weil er bereits neun Jahre im Gefängnis verbracht hatte. Kurz nach seiner Entlassung starb er im Alter von 69 Jahren an einer chronischen Lebererkrankung.
Florence Griffith-Joyner, 1988 in Seoul die glamouröse Sprintdiva, überlebte ihre beiden Fabel-Weltrekorde über 100 und 200 m nur zehn Jahre. Im September
1998 starb sie mit gerade einmal 38 Jahren im Schlaf. Der Gerichtsmediziner attestierte Tod durch eine angeborene vaskuläre Malformation im Gehirn und schloss Herzprobleme sowie vergangenen
Drogen- oder Dopingmissbrauch aus.
Ebenfalls 1988 sprintete Ben Johnson in Weltrekordzeit von 9,79 Sekunden zu Gold. Zwei Tage nach dem sogenannten "Jahrhundertlauf" wurde er positiv getestet, verlor Medaille sowie Rekord und durfte zwei Jahre nicht mehr starten.
Nach seinem Comeback 1991 konnte Johnson nie mehr an seine früheren Leistungen anknüpfen. Nach einem erneuten Dopingbefund 1993 wurde er schließlich als Wiederholungstäter lebenslang gesperrt. Versuche, die gegen ihn verhängte Sperre gerichtlich aufzuheben, scheiterten. Johnson, der sich in Kanada mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt, behauptet noch heute, sein Intimfeind Carl Lewis habe das Bier, das er vor der Dopingprobe trank, manipuliert.
1996 in Atlanta stand Diskuswerferin Ilke Wyludda ganz oben auf dem Treppchen. Im Dezember 2010 musste sie sich einer Amputation des rechten Unterschenkels unterziehen, nachdem sich eine Wunde bakteriell infiziert hatte. Die Leipzigerin startete 2012 in London bei den Paralympics.
Die polnisch-amerikanische Sprinterin Stella Walsh (r.) gewann 1932 in Los Angeles Gold über 100 m, vier Jahre
später musste sie sich im Finale Helen Stephens (USA, l.) geschlagen geben. Polnische Journalisten warfen Stephens anschließend vor, in Wahrheit ein Mann zu sein, weil sie zu schnell für eine Frau sei.
Ironie des Schicksal: Nachdem Walsh 1980 im Alter von 69 Jahren bei einem Banküberfall in Cleveland erschossen worden war, kam bei ihrer Obduktion heraus, dass sie männliche Geschlechtsteile besaß.
Der kasachische Federgewichts-Boxer Beksat Sattarchanow kam 2000 wenige Monate nach seinem Olympiasieg
in Sydney am Silvestertag bei einem Autounfall ums Leben. Sein
Vater ist davon überzeugt, dass sein damals erst 20-jähriger Sohn
umgebracht wurde, weil er sich geweigert hatte, die mutmaßliche Gold-Prämie von 100.000 Dollar zu teilen.
Ein weiterer viel zu jung verstorbener Olympia-Held: Der Kenianer Sammy Wanjiru wurde im Alter von 24 Jahren nicht einmal drei Jahre nach seinem Marathon-Olympiasieg von Peking nach einem Eifersuchtsdrama mit einem Schädelbruch tot unter dem Balkon seines Hauses aufgefunden. Wanjirus Mutter Hannah vermutet ein Mordkomplott zwischen dessen Ehefrau und einem Nachtwächter; das Duo habe den tödlichen Sturz aus sechs Metern Höhe wie einen Unfall aussehen lassen.
Ebenfalls nur 24 wurde Fabio Casartelli. Der Italiener, der 1992 in Barcelona die Goldmedaille im Straßenrennen gewann, nahm 1995 an der Tour de France teil. Auf der 15. Etappe geriet er auf einer Abfahrt in einen Massensturz, schlug mit dem Kopf auf eine Straßenbegrenzung aus Beton auf und verlor das Bewusstsein. Wenige Stunden später erlag er in einem Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen.
Der sowjetische Fechter Wladimir Smirnow gewann 1980 in Moskau den olympischen Florettwettbewerb. Mit der Mannschaft holte er zudem Silber. Während der WM 1982 brach seinem deutschen Kontrahenten Matthias Behr während des Gefechts die Klinge, die Smirnow durchbohrte. Er starb wenige Tage später, nachdem er zuvor bereits klinisch für tot erklärt worden war.
Die Polin Otylia Jedrzejczak wurde 2004 in Athen Olympiasiegerin über 200 m Schmetterling, holte zudem Silber über 100 m Schmetterling und 400 m Freistil. Am 1. Oktober 2005 wurde sie bei einem Autounfall schwer verletzt, ihr 19-jähriger Bruder kam ums Leben. Jedrzejczak war deutlich zu schnell gefahren.
Nach Platz vier 1972 in München und Silber 1976 in Montreal sicherte sich der polnische Hindernisläufer Bronislaw Malinowski 1980 in Moskau Gold. Rund ein Jahr später kam er nur 30-jährig bei einem Autounfall ums Leben.
Der Iraner Gholam Reza Takhti gewann 1956 in Melbourne das erste Olympia-Gold für sein Land, galt aber als Regierungskritiker. Sein Tod zwölf Jahre später im Alter von 38 Jahren wurde offiziell als Selbstmord deklariert, doch das Gerücht, der Athlet sei vom Geheimdienst ermordet worden, hielt
sich hartnäckig.
Tausendsassa Mildred "Babe" Didrikson startete 1932 bei den US-Leichtathletik-Meisterschaften innerhalb von drei Stunden in acht verschiedenenen Disziplinen und siegte sechsmal. Die Texanerin hatte sich damit für alle fünf Leichtathletik-Wettbewerbe der Spiele 1932 qualifiziert, durfte aber laut Statuten nur in drei Disziplinen starten.
Die Funktionäre beäugten das Wunderkind, das unter anderem im Werfen, Rennen, Boxen, Billard, Fechten, Tennis, Schießen, Reiten, Eisschnelllauf, Bowling und Baseball - sie spielte im (männlichen) Baseballteam der Brooklyn Dodgers - überragte, ohnehin mit Misstrauen. Bei den Spielen 1932 startete sie im Speerwerfen (Gold), über 80 m Hürden (Gold und Weltrekord) und im Hochsprung.
Im Hochsprung wurde die überragende Athletin aufgrund des Sprungstils (Tauchroller) hinter der höhengleichen Jean Shiley auf Platz zwei zurückgestuft. Beide Frauen ließen daraufhin ihre Medaillen verschmelzen. Später wandte sich Didrikson dem Golfsport zu, gewann als Profi-Spielerin dreimal die US Open, letztmals 1954, bereits schwer krank. Sie starb im September 1956 im Alter von 45 Jahren an Krebs.