Die norwegische Fußball-Nationalspielerin Ada Hegerberg (Foto aus dem Jahr 2017) © imago/foto2press

Nachrichten

WM ohne die Weltbeste - Hegerberg sagt ab

Norwegen muss bei der WM auf seine Topstürmerin Ada Hegerberg verzichten. Die "Weltfußballerin 2018" ließ sich nicht zu einem Comeback für ihr Heimatland überreden. Die 23-Jährige möchte damit auf Missstände im norwegischen Fußball-Verband aufmerksam machen.

Ausnahmestürmerin Ada Hegerberg verzichtet wie erwartet auf eine Teilnahme bei ihrer "Heim-WM". Die Torjägerin vom französischen Serienmeister Olympique Lyon ließ sich von Norwegens Nationaltrainer Martin Sjögren nicht zu einem Comeback im Auswahlteam überreden. Hegerberg ist seit dem Vorrunden-Aus der "Wikingerinnen" bei der EM 2017 in den Niederlanden nicht mehr für ihr Heimatland aufgelaufen. Sie prangerte mehrfach die Verhältnisse im norwegischen Fußballverband, dem Norges Fotballforbund (NFF), an. "Wir haben versucht, es zu lösen. Wir hatten Treffen, aber sie hat sich dazu entschieden, nicht zu spielen", erklärte Sjögren.

Lyon-Star beklagt mangelnden Respekt

Damit fehlt neben "Europas Fußballerin 2018", Pernille Harder, auch die "Weltfußballerin" des vergangenen Jahres. Im Gegensatz zur Wolfsburgerin, die mit Dänemark in der Qualifikation scheiterte, allerdings freiwillig. "Ballon d’Or féminin"-Gewinnerin Hegerberg hatte nach dem EM-Desaster 2017 - Norwegen schied punkt- und torlos aus - öffentlich harsche Kritik am Verband geäußert. "Fußball ist der beliebteste Sport in Norwegen für Mädchen und Jungen und das schon seit Jahren, aber gleichzeitig haben Mädchen nicht die gleichen Chancen wie die Jungen. Wir haben aufgehört, über Entwicklung zu reden, und andere Länder haben uns überholt", sagte die 23-Jährige dem "Guardian". Zudem beklagte sie den ihrer Meinung nach mangelnden Respekt im Verband für den Frauenfußball. Auf weitere Einsätze für den zweimaligen Europameister hat sie seitdem verzichtet. Nach Aufenthalten beim Nationalteam habe sie das Gefühl gehabt, dass sie als schlechtere Spielerin nach Lyon zurückkäme", hatte sie kurz nach ihrem (zumindest vorübergehenden) Rücktritt erklärt.

Differenzen mit Sjögren offenbar "ausgeräumt"

Der norwegische Frauenfußball-Nationaltrainer Martin Sjögren © imago images / Bildbyran

Hofft auf ein Hegerberg-Comeback: Nationaltrainer Martin Sjögren.

Sjögren reagierte seinerzeit überrascht auf die Entscheidung seiner Topstürmerin. Und auch verärgert: "Wenn sie keine Motivation hat, für die Nationalmannschaft zu spielen, dann sollte sie auch nicht für die Nationalmannschaft spielen." Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Alles sei zwischen ihnen "ausgeräumt", sagte der Coach. Er wolle nun die WM abwarten und danach wieder die Gespräche mit Hegerberg aufnehmen. Lise Klaveness, die Chefin der norwegischen Männer- und Frauennationalmannschaft, wies derweil darauf hin, dass es primär erst einmal darum gehe, nach den Vorkommnissen ein "normales Vertrauensverhältnis" aufzubauen.

Sie sprach dabei aus eigener Erfahrung. 2007 war Klaveness wegen eines Streits mit dem damaligen Auswahltrainer Bjarne Berntsen selbst vorübergehend aus dem Nationalteam zurückgetreten.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 08.06.2019 | 16:00 Uhr

Stand: 08.05.19 16:57 Uhr