Die Niederländerin Lieke Martens bejubelt einen Treffer. © imago images / Fotoarena

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Niederlande mit viel Glück und dank Martens weiter

von Hanno Bode

Die Niederlande haben mit sehr viel Glück das WM-Viertelfinale erreicht. Sie siegten durch einen Elfmeter kurz vor Schluss gegen über weite Strecken des Spiels bessere Japanerinnen mit 2:1 (1:1). Damit ist in den USA nun nur noch ein nichteuropäisches Team beim Turnier in Frankreich vertreten. Die "Oranje Leeuwinnen" treffen in der Runde der letzten Acht am Samstag (29.06.19) auf Italien.

"Wo ist Lieke Martens' Zauber geblieben?", hieß eine Überschrift in der niederländischen Tageszeitung "AD" nach dem 2:1-Erfolg der "Oranje Leeuwinnen" in ihrem dritten Gruppenspiel gegen Kanada. Die "Weltfußballerin 2017" hatte wie in den vorausgegangenen beiden Partien auch gegen die Nordamerikanerinnen nicht überzeugen können. Erste Zweifel kamen im Land des Europameisters auf, ob die Angreiferin für das Team bei der WM in Frankreich noch ein Faktor werden könne. Zumal die 26-Jährige auch im Trikot ihres Vereins, dem FC Barcelona, in der abgelaufenen Serie nur selten in Top-Form war. Trainerin Sarina Wiegman vertraute trotz der aufkommenden Kritik an der früheren Bundesliga-Spielerin des MSV Duisburg auch im Achtelfinale am Dienstagabend (25.06.19) gegen Japan auf die Heldin der Heim-EM vor zwei Jahren. Und sie lag mit ihrer Entscheidung goldrichtig.

Martens trifft mit der Hacke

Denn Martens war es, die die erste Großchance der Partie durch Vivianne Miedema mit einer präzisen Flanke vorbereitete. Aya Sameshima konnte den Schuss der niederländischen Rekordtorschützin noch abfälschen - er klatschte an den Außenpfosten (5.). Und Martens war es, die ihre Mannschaft bald darauf in Führung brachte. Nach einem Eckstoß von Sherida Spitse war die Stürmerin am kurzen Pfosten mit der Hacke zur Stelle (17.). Die Erleichterung über ihren ersten Turniertreffer war der Spanien-Legionärin hernach deutlich anzusehen. Beinahe aber hätte die Freude über das 1:0 bei Martens und ihren Mitspielerinnen nur 180 Sekunden gewährt. Denn in der 20. Minute ließen die Japanerinnen erstmals ihr großes fußballerisches Potenzial aufblitzen. Nach einer feinen Kombination kam Yuika Sugasawa frei zum Abschluss, traf aber nur den Pfosten.

Hasegawa gelingt verdienter Ausgleich

Japans Yui Hasegawa (r.) trifft gegen Torhüterin Sari van Veenendaal aus den Niederlanden. © dpa-Bildfunk Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Yui Hasegawa (r.) gelang der zwischenzeitliche Ausgleich.

Der in der Anfangsphase sehr abwartend agierende Weltmeister von 2011 war nun im Spiel. Im Vergleich zu ihren teils sehr schwerfälligen Auftritten in der Gruppenphase, agierten die Asiatinnen im ersten K.o.-Spiel sehr leichtfüßig. Kurz vor der Halbzeit wurden sie für ihre ansprechende Vorstellung mit dem Ausgleich belohnt: Die sehr präsente Mana Iwabuchi passte in die Tiefe zu Yui Hasegawa, die Keeperin Sari van Veenendaal keine Abwehrchance ließ (43.).

Japan in Hälfte zwei drückend überlegen

Die Niederländerinnen besaßen zwar wie in Hälfte eins auch im zweiten Abschnitt die erste Möglichkeit - Spitse prüfte Keeperin Ayaka Yamashita mit einem Freistoß (49.) -, doch von der Dominanz der Anfangsphase war die Wiegman-Elf weit entfernt. Ganz im Gegenteil: Japan hatte das Zepter an sich gerissen und bestimmte nun weitgehend das Geschehen. Die Asiatinnen kombinierten sich immer wieder flüssig bis zum "Oranje"-Strafraum, vergaben ihre tollen Chancen aber allesamt. Hasegawa (71.), Hina Sugita (79./Latte) und Yuka Momiki (80.) hatten das 2:1 auf dem Fuß. Es wäre gegen nur noch reagierende "Oranje Leeuwinnen" mehr als verdient gewesen.

Elfmeter stellt Spielverlauf auf den Kopf

Und was machte eigentlich die zu Spielbeginn so auffällige Martens? Sie wartete vorne wie ihre Angriffskolleginnen Miedema und Shanice van de Sanden (wurde in der 68. Minute ausgewechselt) vergeblich auf brauchbare Pässe. Der Europameister brachte in der zweiten Hälfte offensiv nicht mehr viel Konstruktives zustande. Doch er hatte Glück, dass die japanische Kapitänin Saki Kumagai einen Schuss von Miedema im Strafraum an den Oberarm bekam. Schiedsrichterin Melissa Borjas entschied auf Strafstoß. Und nun schlug ein zweites Mal an diesem Sommerabend im Roazhon Park zu Rennes die Stunde von Martens. Sie legte sich den Ball hin, guckte Yamashita aus und traf zum 2:1 (90.). Damit hatte die 26-Jährige endgültig die richtige Antwort auf die kritischen Stimmen aus ihrer Heimat gegeben ...

FIFA Frauen WM 2019
Niederlande : Japan

25.06.19 21:00 Uhr, Finalrunde

Niederlande

Van Veenendaal - Van Lunteren, Van Der Gragt, Bloodworth, Van Dongen (85. Van Es) - Groenen, Van De Donk (87. Roord), Spitse - Van De Sanden (68. Beerensteyn), Miedema, Martens

2

Japan

Yamashita - Shimizu, Kumagai, Ichise, Sameshima - Nakajima (72. Momiki), Miura, Sugita, Hasegawa - Sugasawa, Iwabuchi (90.+1 Takarada)

1

Fakten und Zahlen zum Spiel

Ergebnis

  • 2:1 (1:1)

Tore

Strafen

Bes. Vorkommnisse

Ort

  • Rennes

Stadion

Zuschauer

  • 21000

Schiedsrichter

  • Melissa Borjas (Honduras)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 08.06.2019 | 16:00 Uhr

Stand: 25.06.19 22:59 Uhr