Mehrere Nationalspielerinnen stehen Arm in Arm auf dem Platz nach einem Spiel. © dpa picture alliance Foto: Norbert SCHMIDT

Deutsches Team

Neunmal SCF - DFB-Frauen made in Freiburg

von Florian Neuhauss aus Rennes

Sage und schreibe neun Spielerinnen im deutschen WM-Kader haben den SC Freiburg in ihrer Vita stehen. Im Breisgau wurden sie aus- oder weitergebildet - und zu Nationalspielerinnen.

Der große Auftritt liegt ihr. Mit gerade einmal 19 Jahren hat sich Giulia Gwinn bei der WM zur Stammspielerin in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft entwickelt. Die gebürtige Friedrichshafenerin ist eine von nur sechs Spielerinnen, die bisher bei allen vier WM-Spielen von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz gestanden haben. "Es ist natürlich schön, so viel zu spielen. Das gibt mir Selbstvertrauen. Hoffentlich bleibt das so", sagte die Außenbahnspielerin, die mit dem Siegtreffer gegen China den perfekten Start ins Turnier erwischt hatte und auf einmal ein Star der Szene ist. Das machte sich nicht zuletzt auf ihrem Instagram-Profil bemerkbar. Rund 18.000 Follower hatte Gwinn vor dem WM-Auftakt, fast 100.000 Fans sind seitdem dazugekommen. "Ich bin gerne auf Instagram, aber das ist nicht das Wichtigste. Mein Fokus liegt hier auf dem Fußball."

Die Teenagerin kommt aus dem Nachwuchs des SC Freiburg - und ist damit in guter Gesellschaft. Auch ihre Teamkolleginnen Sara Däbritz, Melanie Leupolz, Verena Schweers, Laura Benkarth und Klara Bühl haben ihre ersten Bundesliga-Schritte in Südbaden gemacht. Hinzu kommen mit Lina Magull, Carolin Simon und aktuell Merle Frohms drei Spielerinnen, die in Freiburg ihre Karrieren in Schwung gebracht haben und wie die anderen zu Nationalspielerinnen wurden. Der WM-Kader von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg umfasst 23 Frauen, gleich neun haben den SCF in ihrer Vita stehen.

"Was wir für eine Mannschaft haben könnten - wow!"

Die deutschen Fußball-Nationalspielerinnen Giulia Gwinn (l.) und Klara Bühl beim Training während der WM. © dpa picture alliance Foto: Sebastian Gollnow

Giulia Gwinn (l.) und Klara Bühl sind nur zwei von neun "Freiburgerinnen" im WM-Kader.

"Das macht mich wahnsinnig stolz. Es ist die Bestätigung für die Arbeit, die wir in Freiburg seit vielen Jahren leisten", sagte Birgit Bauer sportschau.de. Die Managerin des Bundesligisten hat in den Räumlichkeiten der Frauenfußball-Abteilung Trikots an der Wand hängen. Geschenke von Däbritz, Leupolz, Benkarth und auch Melanie Behringer, die mittlerweile ihre Karriere beendet hat. Bauer gerät fast ins Schwärmen: "Wenn man überlegt, was wir für eine Mannschaft haben könnten - wow!"

Der SCF hat sich längst in der Bundesliga etabliert, hat aber genauso wie die Männerabteilung immer wieder Abgänge zu besser betuchten Clubs zu verkraften. Meistens ist es der FC Bayern München, der die besten Spielerinnen aus Freiburg abwirbt: Däbritz, Leupolz, Benkarth und auch Behringer wechselten allesamt an die Isar - Schweers spielte erst noch beim VfL in Wolfsburg, bevor es sie ebenfalls in die bayerische Landeshauptstadt zog. Und ab der kommenden Saison reiht sich auch noch Gwinn nach 71 Bundesliga-Einsätzen und 22 Toren für den SCF in diese Liste. Nicht von ungefähr konnte sich Bauer zuletzt einen Seitenhieb nicht verkneifen, als sie anmerkte, die Münchner könnten langsam mal anfangen, selbst Spielerinnen auszubilden. In Jens Scheuer wechselt zudem erstmals ein SCF-Trainer in der Bundesliga von Baden nach Bayern.

Um Bühl herum ein erfolgreiches Team aufbauen

Doch der Talente-Pool in Freiburg scheint nicht zu versiegen. Bestes Beispiel ist Klara Bühl. Die Freiburger Stürmerin kam nach dem Auftakt in allen drei WM-Spielen zum Einsatz - und hat durchaus Eindruck hinterlassen. Als "jung und unbedarft" beschreibt Bauer die 18-Jährige, die bereits 57-mal für die erste Mannschaft des SC gespielt hat.

Die Managerin würde im Breisgau gern in den kommenden Jahren "mit ihr eine gute Mannschaft aufbauen" - und setzt dabei auf ihre Heimatverbundenheit. In den U-Nationalspielerinnen Janina Minge, Marie Müller und Greta Stegemann haben schon die nächsten großen Talente Bundesliga-Luft geschnuppert. Die U17 ist gerade deutscher Vize-Meister geworden.

"In Freiburg wird Fußball geliebt"

"In Freiburg wird Fußball gespielt, weil alle Fußball lieben. Wenn eine Partie verloren wird, ist nicht gleich die Meisterschaft verspielt. Der Erfolg steht nicht über allem", beschreibt Lena Lotzen im Gespräch mit sportschau.de die Situation beim Sport-Club. Die Bundesliga-Stürmerin hat nach ihrer langen Verletzungspause in Freiburg einen neuen Anlauf (auch in Richtung Nationalmannschaft) genommen - und ausgerechnet den umgekehrten: von München nach Freiburg. Denn auch wenn der Druck nicht so groß sei, habe der SCF trotzdem "eine gute Qualität" und "eine richtig gute Mischung mit vielen jungen Spielerinnen". Als Vorteil erweist sich, dass die Youngster in Südbaden "behutsam den Schritt in die Bundesliga gehen können und nicht von null auf 100 müssen". Bange wird in Freiburg auch nach dem Abgang von Gwinn so schnell niemandem.

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Das deutsche Aufgebot für die WM in Frankreich

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 29.06.2019 | 14:30 Uhr

Stand: 26.06.19 14:45 Uhr