Janine van Wyk © imago images / Icon SMI

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Janine van Wyks steiniger Weg in Südafrika

von Olaf Jansen, sportschau.de

Die Brüder schnitten sie, im Township war sie die einzige Weiße in einem schwarzen Team: Südafrikas Kapitänin Janine van Wyk hat einen steinigen Weg in die Fußball-Spitze hinter sich. Am Samstag (08.06.2019, 18:00 Uhr, live im Ersten und auf sportschau.de) tritt sie mit ihrem Team zum ersten WM-Vorrundenspiel gegen Spanien an.

Für Janine van Wyk ist das eine neue Situation: Wenn die Kapitänin von Südafrikas WM-Team in den letzten Wochen durch ein Einkaufszentrum in ihrer Heimatstadt Johannesburg ging, war sie plötzlich umringt von Fußballfans, die mit ihr Selfies machen wollten und um Autogramme baten. "Ich bin jetzt seit 14 Jahren Nationalspielerin. Aber erst jetzt werde ich auf der Straße erkannt. Die erste Qualifikation unserer Frauen-Nationalmannschaft für eine WM hat der Bedeutung des Frauenfußballs in Südafrika einen riesigen Schub gegeben", stellt sie in einem Interview mit der britischen BBC fest.

Als Kind von den Jungs geschnitten worden

Bei zwei Olympischen Spielen war van Wyk schon dabei, die WM, bei der Südafrika in der Vorrunde auf Deutschland, China und Spanien trifft, ist eine Premiere. Entsprechend aufgeregt ist die 32-Jährige, deren Karriere also ihrem Höhepunkt entgegensteuert: "Ich habe mir schon als Kind nichts sehnlicher gewünscht, als Nationalspielerin zu werden. Und bei einer WM anzutreten war entsprechend der größte Traum", sagt sie.

Es ist eine tolle Genugtuung für eine Frau, der es im Fußballsport wahrlich nicht leicht gemacht wurde. Schon als Kind musste sie die kalte Schulter ihrer Brüder und deren Freunde ertragen, als diese sie im nachmittäglichen Spiel nicht teilhaben ließen. "Ich war eigentlich schon ganz gut, konnte durchaus gegen den Ball treten. Aber sie haben mich systematisch geschnitten, wollten kein Mädchen in ihrer Gruppe dabei haben", erzählt sie.

Zuschauer nur für das "kleine weiße Mädchen"

Sie biss sich durch, war irgendwann einigermaßen akzeptiert, wollte aber dann doch irgendwann in einem reinen Mädchenteam spielen. Da boten sich dann eigentlich nur die "Spring Home Sweepers" an. Ein Team aus dem benachbarten Township Kwathema im Osten Johannesburgs. Selbst Ende der 1990er-Jahre - nach dem Ende der Apartheidspolitik - war das in Südafrika keine einfache Situation für ein junges Mädchen mit weißer Hautfarbe.

"Ich musste also immer zum Training und Spiel allein ins Township gehen, was schon ein mulmiges Gefühl war. Bei den Spielen gab es dann immer sehr viele Zuschauer, die nur gekommen waren, um das kleine weiße Mädchen Fußball spielen zu sehen", erzählt van Wyk.

WM als Belohnung für alle überstandenen Schwierigkeiten

Sie hat den steinigen Weg geschafft. Und spätestens als sie Jahre später - mittlerweile beim Großklub Moroka Swallows aktiv - erst Spielerin der Saison und dann 2005 Nationalspielerin wurde, hatte sie ihr vorläufiges Karriereziel erreicht. Heute ist sie Rekordspielerin Südafrikas. Im September 2018 kam sie beim 6:0 gegen Malawi zu ihrem 150. Länderspiel.

Und in ihren Erinnerungen nimmt die Silbermedaille des Afrika-Cups 2018 einen besonderen Platz neben ihren Trikots zu ihrem 100. und 150. Länderspieleinsatz und einem gemeinsamen Foto mit Nelson Mandela ein. "Diese Medaille damals bedeutet unsere Qualifikation für die WM. Es war für mich wie eine Belohnung für all die Schwierigkeiten, die ich bewältigen musste."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 08.06.2019 | 16:00 Uhr

Stand: 07.06.19 16:55 Uhr