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USA - Niederlande: Favorit contra frecher Emporkömmling

Unterschiedlicher könnten die Final-Kontrahenten kaum sein. Auf der einen Seite Rekordweltmeister USA, auf der anderen die Niederlande, die überhaupt erst zum zweiten Mal bei einer WM dabei sind.

Überraschen würde es niemanden, wenn die USA am Sonntagabend (7.7.19, 17 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de) zum vierten Mal Weltmeister würden. Die Mannschaft von Trainerin Jill Ellis galt schon vor der WM als Top-Favorit und spätestens nach dem Viertelfinalsieg gegen Gastgeber Frankreich scheint die Sache klar zu sein. Doch die Sache hat auch einen Haken. "Der Druck, der auf uns lastet, ist enorm", sagte US-Star Megan Rapinoe. Und dann ist da natürlich auch noch der Finalgegner. Die Niederlande, die im Finale vor Ort von König Willem-Alexander unterstützt werden, haben in den vergangenen Jahren einen rasanten Aufstieg hingelegt. "Bei der Heim-EM lief bei uns vieles wie von selbst", meinte Keeperin und Europameisterin Sari van Veenendaal, die mit ihren Paraden großen Anteil daran hat, dass ihr Team in Frankreich nahtlos an die EM-Leistungen angeknüpft hat. Die Kapitänin sieht sogar noch eine Entwicklung: "Wir haben jetzt gelernt, wie man Spiele gewinnt."

Geht Goldener Schuh an US-Spielerin?

Dennoch gehen die Niederländerinnen natürlich als krasser Außenseiter in das Endspiel der achten Frauenfußball-WM. Nur zwei von sechs Duellen konnten sie gewinnen, zum letzten Mal vor 23 Jahren (!). Und bei der WM wussten die US-Amerikanerinnen erst recht zu überzeugen: Das 13:0 zum Auftakt gegen Thailand war genauso WM-Rekord wie der elfte Sieg bei einer Weltmeisterschaft in Folge, den sie beim 2:1 gegen England im Halbfinale perfekt machten. Nicht von ungefähr haben in Alex Morgan mit sechs Treffern und Rapinoe mit fünf noch zwei US-Spielerinnen die Chance auf den Goldenen Schuh, mit dem die beste Torschützin des Turniers ausgezeichnet wird.

Fehde mit US-Präsident Trump

Für Rapinoe hätte diese Trophäe eine ganz besondere Bedeutung, liefert sie sich von Frankreich aus doch nebenbei auch noch eine persönliche Auseinandersetzung - mit keinem Geringeren als Präsident Donald Trump. "Pinoe", die gegen Rassismus, Homophobie und Geschlechterdiskriminierung kämpft und aus Protest die Nationalhymne vor den Spielen nicht mitsingt, hatte schon früh angekündigt, im Falle des Titelgewinns "garantiert nicht in das f***ing Weiße Haus" zu kommen. Trump hatte daraufhin gewettert, sie solle erst mal gewinnen, bevor sie solche Reden schwinge. Doch die Vize-Kapitänin gab nicht klein bei. Mittlerweile ist ihr auch Teamkollegin Ali Krieger öffentlich zur Seite gesprungen. Die langjährige Verteidigerin des 1. FFC Frankfurt sagte "CNN": "Ich lehne es ab, einen Mann zu respektieren, der anderen keinen Respekt zollt."

Martens verpasst Abschlusstraining

Niederlandes Lieke Martens (oben) und Vivianne Miedema bejubeln einen Treffer. © picture alliance/PRO SHOTS Foto: Remko Kool

Lieke Martens (oben) und Vivianne Miedema ragen bei den Niederlanden heraus.

Das Halbfinale hatte Rapinoe, die am Freitag zusammen mit ihrer Zwillingsschwester in Lyon ihren Geburtstag gefeiert hat, noch wegen einer Oberschenkelverletzung verpasst. "Ich gehe davon aus, dass ich morgen spielen kann. Ich fühle mich gut. Das ist alles, was ich sagen kann", erklärte die extrovertierte Flügelspielerin nun mit Blick auf das Endspiel. Derweil musste bei den Niederländerinnen ausgerechnet Lieke Martens wegen ihrer Zeh-Verletzung als einzige das Abschlusstraining am Samstag (6.7.19) ausfallen lassen. Die 1,70 Meter große Außenbahnspielerin hatte mit ihren beiden Treffern gegen Japan im Achtelfinale ein frühes Aus der Niederländerinnen verhindert - und gehört auch im Finale zu den Oranje-Hoffnungsträgerinnen.

"Wir schultern den Druck einfach"

Aber Hoffnung, dass die US-Amerikanerinnen am großen Druck scheitern könnten, sollten sie sich nicht machen. "Wir haben nur diese Mission im Kopf. Wir sind voller Energie und sind einfach hinter diesem vierten Stern her", meinte Morgan forsch, und Rapinoe fügte hinzu: "Wir schultern den Druck und machen einfach weiter."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 07.07.2019 | 16:40 Uhr

Stand: 06.07.19 15:59 Uhr