Deutsches Team
Voss-Tecklenburg: "Ich empfinde nicht viel Druck"
von Florian Neuhauss aus Rennes
Fußball-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gibt sich in den Tagen vor dem WM Viertelfinale gegen Schweden entspannt. Positive Nachrichten von den angeschlagenen Spielerinnen und ihr Vertrauen ins Team machen's möglich.
Langsam aber sicher wird es ernst. Schon mit einem Sieg im Viertelfinale gegen Schweden am Samstag (29.06.19, 18.30 Uhr, live im Ersten und auf sportschau.de) könnten die DFB-Frauen ihr selbstgestecktes Ziel mit der Qualifikation für Olympia 2020 erreichen. Da muss doch auch der Druck auf die Bundestrainerin steigen - oder nicht? "Eigentlich empfinde ich gar nicht so viel Druck", sagte Martina Voss-Tecklenburg, die am Dienstag (25.06.19) - vier Tage vor dem wichtigen Duell - im Teamquartier in Bruz wirklich einen sehr entspannten Eindruck machte.
Ihrem Team hatte sie einen freien Tag geschenkt, sich aber selbst den Fragen der Medienvertreter gestellt. Bei der Pressekonferenz pries sie den "enormen Charakter, den Willen und die Leidenschaft" ihrer Schützlinge. "Fehler gehören natürlich dazu. Aber wir müssen uns nie vorwerfen lassen, dass wir nicht alles gegeben hätten. Ich habe wirklich sehr großes Vertrauen in diese Mannschaft."
Erinnerungen an starken Auftritt in Solna
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Das könnte auch damit zu tun haben, dass das letzte Aufeinandertreffen mit den Skandinavierinnen einerseits noch gar nicht lange her ist - und andererseits so überzeugend war. Beim 2:1-Sieg in Solna Anfang April zeigten die DFB-Frauen bisher das beste Spiel unter "MVT", die die knapp drei Monate alten Bilder auch in ihre Spielvorbereitung einbauen will. "Wir haben es in Schweden gut gemacht", sagte die 51-Jährige. "Es ist aber schon etwas anderes, ob man ein Freundschaftsspiel absolviert oder mit dem WM-Halbfinale vor Augen gegeneinander spielt." Von einem "50:50-Viertelfinale" sprach sie.
Marozsán als Spielentscheiderin im Viertelfinale?
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (l.) hofft, im Viertelfinale wieder auf Dzsenifer Marozsán setzen zu können.
Die Waage zu Gunsten der Deutschen kippen könnte Dszenifer Marozsán. Auch wenn der gebrochene Zeh natürlich noch nicht verheilen konnte, ist die Bundestrainerin trotzdem "sehr zuversichtlich", dass die Lyonerin gegen Schweden wieder die Fäden im Mittelfeld ziehen kann. Charakter, Willen und Leidenschaft standen nämlich im bisherigen Turnierverlauf (zu) wenig spielerische Akzente gegenüber. Zwei wichtige Einheiten stünden in den kommenden Tagen an. Danach wird entschieden, ob die dreimalige "Fußballerin des Jahres" in Frankreich von Beginn an spielen kann oder sich wie schon gegen Nigeria auf die Bank setzt.
Dass Deutschland die längste Vorbereitungszeit aller Mannschaften bis zum Viertelfinale hat, ist nicht nur wegen der Pause für Marozsán gut. Auch die leicht erkältete Torhüterin Almuth Schult konnte sich eine kleine Auszeit gönnen. Bei Lina Magull sehe man noch immer Stollenabdrücke auf dem Knie, berichtete ihre Trainerin, die für die Partie gegen Schweden keine Ausfälle befürchtet.
Entwicklung des Teams macht "MVT" stolz
Außerdem können die DFB-Frauen nach ihrem Achtelfinal-Sieg gegen Nigeria in Ruhe schauen, was die anderen Nationen zu Wege bringen. Das letzte Viertelfinale Japan - Niederlande in Rennes verfolgt der DFB-Tross am Dienstag (25.06.19) live im Stadion. In den Spielen zuvor hat Voss-Tecklenburg gesehen, dass "die Schwedinnen verwundbar sind" und auch, dass "die USA gegen Spanien Glück hatten". Angesichts der Fehler wären sie und ihr Trainerteam "sauer und kritisch" gewesen, wenn die eigenen Spielerinnen sie gemacht hätten. Zugleich sei sie "sehr stolz auf die Entwicklung" ihrer Mannschaft. "Die gibt mir eine gewisse Ruhe."
Stand: 25.06.19 12:48 Uhr