Deutsches Team

DFB-Frauen: Eine Verletzungspause bringt die Wende

von Florian Neuhauss aus Valenciennes

"WIR #IMTEAM" lautet das Motto der DFB-Frauen bei der WM - und sie füllen es mehr und mehr mit Leben. Gegen Spanien zeigte das Team Moral und sich so als echte Mannschaft.

Die Unterbrechung kam gerade recht. Marina Hegering war im Zweikampf mit der Spanierin Nahikari Garcia zusammengestoßen. Und während die beinharte deutsche Innenverteidigerin keine Regung zeigte, musste die flinke Stürmerin behandelt werden. Die DFB-Frauen nutzen die Gelegenheit, um sich nach erneut vogelwilder Anfangsphase noch einmal zu sammeln. "Da kamen erst ein, zwei Spielerinnen zusammen, dann drei, vier. Wir haben uns angeguckt und wussten, dass wir das besser können", berichtete Sara Doorsoun. Hatte es gegen China noch die Halbzeit und ein Eingreifen der Bundestrainerin gebraucht, reichte diesmal der Moment, in dem eine Gegenspielerin behandelt wurde. "Wir konnten nach der Unterbrechung den Druck rausnehmen und haben dann auch viel besser nach vorne gespielt", stellte Kapitänin Alexandra Popp nach dem Siegtreffer von Sara Däbritz zufrieden fest. In der Entstehung war der 1:0-Erfolg gegen die Spanierinnen glücklich, insgesamt aber nicht unverdient.

Schweers lobt die deutschen Tugenden

Martina Voss-Tecklenburg hatte nach dem von großer Nervosität geprägten Auftakt im zweiten Gruppenspiel auf die Erfahrung in ihrem Kader gesetzt. Doch auch mit Lena Goeßling und Verena Schweers tat sich das Team zunächst sehr schwer. Die Spanierinnen bestimmten fast nach Belieben das Geschehen und kamen zu mehreren Großchancen. "Sie hatten ein hohes Balltempo und haben uns ins Laufen gebracht", konstatierte die Bundestrainerin. Immer wieder verloren ihre Schützlinge in der Vorwärtsbwegung leichtfertig den Ball, weil sie falsche Entscheidungen trafen.

Die Münchnerin Schweers, die mit ihrer Wolfsburger Kollegin das Ü30-Duo im WM-Aufgebot bildet, meinte: "Wir hatten wieder am Anfang ein paar Probleme und haben nicht in die Partie gefunden. Aber wir sind eine gute Mannschaft und haben deutsche Tugenden gezeigt. Wir können kämpfen."

Teamgeist schon vor dem Anpfiff gelebt

Spalierstehen für die Startelf bei den DFB-Frauen © sportschau.de Foto: Florian Neuhauss

Spalierstehen nach dem Aufwärmen für die Startelf bei den DFB-Frauen.

"WIR #IMTEAM" lautet das Motto, unter dem sich die deutschen Spielerinnen bei der WM präsentieren - und es wird immer deutlicher, was dahintersteckt. "Wir haben als Mannschaft zusammengestanden", freute sich etwa Svenja Huth. "Wir helfen uns immer gegenseitig und bügeln als Team individuelle Fehler aus. Nur so geht es, schließlich werden im Turnier weiter Fehler passieren", meinte Doorsoun, der gegen China noch zwei große Fehler unterlaufen waren. Diesmal bewahrte sie ihre Mannschaft nach einem Patzer von Hegering mit einem tollen Sprint und konsequenter Zweikampfführung vor dem frühen Rückstand.

Der Ausfall von Dzsenifer Marozsán wog natürlich schwer, aber auch die verletzte Spielmacherin leistete gegen Spanien einen Beitrag. Wie schon vor dem ersten Spiel hatten die Ersatzspielerinnen zum Ende des Aufwärmens ein Spalier gebildet, durch das die Startformation mit Applaus in die Kabine geschickt wurde. Diesmal wartete am Ende Marozsán und klatschte mit jeder Spielerin ab. "MVT" sprach hinterher von "permanenter Unterstützung von außen" und davon, "dass wir es nur gemeinsam schaffen werden", Erfolg zu haben.

Auch Teeni Nummer drei überzeugt

Deutschlands Klara Bühl (r.) gegen Spaniens Marta Corredera © imago images / ActionPictures

Die Freiburgerin Klara Bühl (r.) zeigte ein starkes WM-Debüt gegen Spanien.

Erneut glänzten einige Akteurinnen im Dienste der Mannschaft auf eher unliebsamen Positionen - wie Popp oder die Youngster Giulia Gwinn und Lena Oberdorf. Und wieder wurde die Breite des Kaders deutlich, nun haben bereits 17 Spielerinnen WM-Minuten in den Beinen. Mit Klara Bühl feierte diesmal Teeni Nummer drei ein bemerkenswertes Debüt. Für die ins Mittelfeldzentrum zurückgezogene Popp rückte zur zweiten Hälfte die 18-Jährige ins Sturmzentrum und war ein steter Unruheherd. "Ich sollte mit meiner Schnelligkeit in die Tiefe gehen. Ich glaube, dass hat ganz gut geklappt", sagte die Freiburgerin strahlend. "Mega gefreut" habe sie sich über ihre Einwechslung und "Frische, Mut und Freude" ins Spiel bringen wollen. Gleich drei Gelegenheiten erarbeitete sich die pfeilschnelle Stürmerin fast im Alleingang und empfahl sich so für weitere Einsätze.

"In den K.o.-Spielen voll da sein"

"Platt gesagt, haben wir heute das eine Tor mehr geschossen", antwortete Voss-Tecklenburg auf die Frage eines spanischen Journalisten, was denn den Unterschied gemacht habe. Den Unterschied machte aber auch die Mentalität ihrer Spielerinnen, die sich selbst aus dem Schlamassel der Anfangsphase befreiten. "Dabei musste niemand groß was sagen", erklärte Doorsoun. "Ich habe gespürt, dass auch gegen Spanien was drin ist." So hat Deutschland nach zwei Spielen sechs Punkte auf dem Konto und steht vor dem Gruppensieg, der ein Achtelfinale gegen einen Gruppendritten in Grenoble bedeuten würde. Dass noch nicht alles rundläuft, könnte laut "MVT" sogar zum Vorteil werden: "Wir machen weiter einen Schritt nach dem anderen und müssen Erfahrungen sammeln, um dann in den K.o.-Spielen voll da zu sein."

Deutsches Team

Einzelkritik - deutsche Spielerinnen überzeugen kämpferisch

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 14.06.2019 | 14:55 Uhr

Stand: 13.06.19 09:14 Uhr