
Deutsches Team
DFB-Team nach zweitem Sieg dem Achtelfinale nah
von Hanno Bode
Deutschlands Fußballerinnen haben auch ihr zweites Gruppenspiel bei der WM in Frankreich mit 1:0 gewonnen. Nach dem Erfolg gegen Spanien steht die Tür zum Achtelfinale weit offen. Restlos überzeugen konnte das DFB-Team aber erneut nicht.
Es waren am Mittwochabend (12.06.19) gerade einmal ein paar Sekunden im Stade du Hainaut zu Valenciennes gespielt, da musste Almuth Schult bereits Kopf und Kragen riskieren. Sara Däbritz hatte den Ball kurz nach dem Anstoß uninspiriert in die spanische Hälfte geschossen, der Gegner schnell umgeschaltet und in die Schnittstelle der deutschen Verteidigung gepasst, sodass die Keeperin nun aus ihrem Gehäuse stürzen und vor zwei heranstürmenden Ibererinnen klären musste. Über mangelnde Beschäftigung konnte sich die Schlussfrau des Double-Siegers VfL Wolfsburg auch in der Folge nicht beschweren. Denn ihre Vorderleute vermochten es in den ersten 25 Minuten nur sehr sporadisch, den Spielfluss der Spanierinnen rechtzeitig zu unterbinden.
Umstellungen greifen nicht
Deutschland lief zwar viel - aber hauptsächlich hinter- oder nebenher. Das im Vergleich zur China-Partie (1:0) auf zwei Positionen umformierte Mittelfeld mit Lena Sophie Oberdorf (stand für die verletzte Dzsenifer Marozsan in der Startelf) und Lena Goeßling (ersetzte Melanie Leupolz) harmonierte zunächst nicht optimal. Und auch Linksverteidigerin Verena Schweers (erhielt den Vorzug vor Carolin Simon) hatte Probleme, in die Begegnung zu finden. Insgesamt hinterließ der Rekordeuropameister bis Mitte des ersten Durchgangs einen unsortierten Eindruck. Spanien war fußballerisch und taktisch reifer, giftiger in den Zweikämpfen und besaß durch Nahikari Garcia zwei sehr gute Einschussmöglichkeiten. Zunächst konnte Sara Doorsoun der Angreiferin im letzten Moment noch den Ball vom Fuß spitzeln (6.), dann vergab die 22-Jährige freistehend vor Schult überhastet (14.). Kurz darauf prüfte Silvia Meseguer die deutsche Keeperin mit einem Schuss von der Strafraumgrenze (15.).
Neuer Abschnitt
Deutsches Team
Einzelkritik - deutsche Spielerinnen überzeugen kämpferisch
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Almuth Schult: Auf die Torhüterin ist Verlass! Schon nach wenigen Sekunden präsentierte sich Almuth Schult hellwach, als sie einen Steilpass der Spanierinnen ablief. In der Folge mit großer Ausstrahlung und sicheren Aktionen ein großer Rückhalt.
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Kathrin Hendrich: Hatte ihre liebe Mühe und Not, all den Aufgaben auf ihrer rechten Seite gerecht zu werden. Das hohe Tempo forderte von ihr ein ständiges Rochieren zwischen eigenem und gegnerischem 16er - das konnte sie irgendwann körperlich nicht mehr leisten. Daher ergab sich im deutschen Offensivspiel nach rund 35 Minuten viel zu große Abstände zwischen den Mannschaftsteilen. Wurde in der Pause ausgewechselt.
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Marina Hegering: Stand von Beginn an in der Innenverteidigung unter großem Druck, vor allem die spanischen Steilpässe in die Tiefe machten ihr zu schaffen. Hatte deutliche Tempo-Nachteile gegenüber der spanischen Mittelstürmerin Nahikari Garcia. Steigerte sich im zweiten Durchgang.
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Sara Doorsoun: Solider Auftritt der Innenverteidigerin, die ihre Fehlerquote im Spielaufbau im Vergleich zum ersten Spiel erheblich reduzierte. Half ihrer Kollegin Marina Hegering nach 15 Minuten gedankenschnell aus, als dieser ein fataler Stockfehler unterlief.
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Verena Schweers: Auf der linken Abwehrseite passierten ihr einige technische Fehler und Fehlpässe. War mit ihrer starken Physis aber immer bereit und auch gewillt, mit nach vorn zu gehen. Und das machte den Spanierinnen Probleme. Im defensiven Zweikampf in der zweiten Halbzeit sehr stark.
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Sara Däbritz: Wieder fand die glänzende Technikerin im ersten Abschnitt kaum statt. Tauchte fast komplett ab. War dann aber hellwach, als der Ball nach Alexandra Popps Kopfball plötzlich frei war und erkämpfte so mit starkem Einsatz die 1:0-Führung.
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Lena Goeßling: Spielte im defensiven Mittelfeld und war von Beginn an sichtlich um Ordnung im hektischen deutschen Spiel bemüht. Das gelang zumindest phasenweise. Glänzend ihr Pass auf die rechte Seite, mit der sie das 1:0 vorbereitete.
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Lena Sophie Oberdorf: Hatte im Mittelfeld zu Beginn große Probleme, das spanische Passspiel einzudämmen. Steigerte sich mit der Dauer des Spiels, vor allem präsentierte sie sich auffallend kopfballstark. Verbesserte dann auch ihr Positionsspiel. Nach einer Stunde mit den Kräften am Ende – ausgewechselt.
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Giulia Gwinn: Wie schon im ersten Spiel ein Auftritt mit Höhen und Tiefen. Gut ihr immer mal wieder aufblitzender Zug zum Tor. Nicht so gut: Leistete sich viele Fehlpässe und war auch läuferisch kaum in der Lage, die Lücken zwischen Abwehrverbund und Angriffsreihe zu stopfen. In den zweiten 45 Minuten auf der rechten Bahn für Kathrin Hendrich unterwegs.
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Alexandra Popp: Lange war nichts zu sehen von der deutschen Mittelstürmerin. Dann kam die Flanke von Svenja Huth und ein richtig starker Kopfball, den die spanische Keeperin Sandra Panos nur abklatschen lassen konnte. Sara Däbritz staubte zum 1:0 ab. Wurde im zweiten Abschnitt ins Mittelfeld zurückgezogen.
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Svenja Huth: Gewohnt umtriebig und lauffreudig. Gegenüber dem ersten Spiel gegen China brachten ihre Aktionen diesmal auch mehr Ertrag. Klasse-Flanke auf Alexandra Popp vor dem 1:0.
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Klara Bühl: (ab 46. Für Kathrin Hendrich): Rückte in die Angriffsspitze und war dort ein absolut belebendes Element. Sehr beweglich und fokussiert. Erspielte sich zwei gute Chancen, die sie aber nicht verwerten konnte.
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Lina Magull: (ab 64. Für Lena Oberdorf): Sprühte gleich vor Tatendrang, ihre Aktionen waren aber nicht besonders klar. Fast ein wenig übereifrig.
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Melanie Leupolz: (ab 80. Für Lena Goeßling): Fügte sich gut in die kämpferische Mannschaftsleistung ein.
Däbritz trifft zur glücklichen Halbzeit-Führung
Das DFB-Team gewann nur sehr langsam an Stabilität. In der Vorwärtsbewegung blieb bis zur Pause vieles, ja, beinahe alles, Stückwerk. Doch ein überlegter Angriff genügte, um mit einer fraglos schmeichelhaften Führung in die Kabine zu gehen. Die sehr bemühte Svenja Huth flankte präzise auf Alexandra Popp, deren Kopfball Schlussfrau Sandra Panos nicht festhalten konnte. Däbritz reagierte schneller als Marta Torrejon und sorgte aus der Nahdistanz für das 1:0 (42.).
DFB-Team steigert sich - Spanien zu eindimensional
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wechselte zu Beginn der zweiten Hälfte Klara Bühl für Rechtsverteidigerin Kathrin Hendrich ein. Und die 18-Jährige brachte viel Schwung in das bis dahin recht ausrechenbare und träge deutsche Spiel. Ihre Unbeschwertheit tat der Mannschaft gut. Der zweimalige Weltmeister trat nun insgesamt mutiger und strukturierter auf. Popp besaß in der 50. Minute per Kopf eine gute Gelegenheit, für die vermeintliche Vorentscheidung zu sorgen, fand ihre Meisterin aber in Panos. Später zielte die flinke Bühl zu unpräzise (62.), sodass die Partie weiter auf Messers Schneide stand.
Deutschlands Verteidigung agierte allerdings konzentrierter als noch im ersten Abschnitt. Spanien kam kaum einmal hinter die Viererkette der DFB-Auswahl. Das Angriffsspiel der Ibererinnen war weiter hübsch anzusehen, blieb aber eben auch eindimensional. In vorderster Front fehlte der Mannschaft von Trainer Jorge Vilda eine klassische Neun. Oder zumindest eine "Wandstürmerin", die mal in der "Box" einen Ball festmachen kann. So blieb es letztlich brotlose Kunst, die Spanien zeigte, während Deutschlands Auftritt zumindest in Abschnitt eins schwere Kost war. "Es war eine Energieleistung. Wir haben viel Glück gehabt in der Anfangsphase, da waren wir nicht drin", sagte Voss-Tecklenburg. Die Bundestrainerin titulierte den Sieg als ein "bisschen glücklich", lobte aber zugleich: "Es war in der zweiten Halbzeit viel Leidenschaft und Energie drin."
FIFA Frauen WM 2019
Deutschland : Spanien
12.06.19 18:00 Uhr, Spieltag 2 · Vorrunde, Gruppe B
Fakten und Zahlen zum Spiel
Ergebnis
Tore
Strafen
Bes. Vorkommnisse
Ort
Stadion
Zuschauer
Schiedsrichter
Stand: 12.06.19 19:50 Uhr