Mehrere brasilianische Fußball-Nationalspielerinnen stehen nach einem Spiel bei der WM in Frankreich nebeneinander und Hand in Hand auf dem Platz. © dpa picture alliance/foto2press Foto: Mirko Kappes

Nachrichten

Brasiliens Blick in eine ungewisse Fußball-Zukunft

Der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen steht nach dem erneuten vorzeitigen WM-Aus ein Umbruch bevor. Noch aber tritt die "alte Garde" um Formiga, Marta und Cristiane nicht ab.

Die erste Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen gab es 1991 in China. Brasilien war als eines der zwölf teilnehmenden Länder dabei, hatte aber mit der Titelvergabe nichts zu tun. 16 Jahre später - 2007, wieder in China - kamen die Südamerikanerinnen bei der fünften WM erstmals ins Finale, unterlagen dort mit 0:2 gegen Deutschland.

Alle vier Jahre träumt die Mannschaft davon, es endlich den Männern ihres Landes nachmachen zu können und erstmals den WM-Pokal zu gewinnen. Und bei dieser Träumerei bleibt es erst einmal auch. Am Sonntagabend (23.06.19) schied Brasilien - wie schon vor vier Jahren in Kanada - bereits im Achtelfinale aus. Gegen WM-Gastgeber Frankreich kämpfte die Seleção nach Kräften. Allein: Das Glück stand nicht auf ihrer Seite. Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit in der Verlängerung hatte Debinha beim Stand von 1:1 den Siegtreffer auf dem Fuß, brachte den Ball aber nicht ins Tor. Das erledigte wenig später Amandine Henry für Frankreich (107.). Brasilien war geschlagen - wieder einmal. Nach dem Achtelfinal-Aus richtete Brasiliens Superstar Marta einen hilfesuchenden Appell an die Jugend in der fernen Heimat: "Der Frauenfußball braucht euch, um zu überleben! Das müsst ihr im Kopf haben, damit es weitergeht", sagte die erfolgreichste WM-Torschützin der Geschichte.

Formiga hat noch Lust auf die Olympischen Spiele

Das 1:2 (1:1, 0:0) nach Verlängerung in Le Havre gegen Gastgeber und Mit-Favorit Frankreich könnte für den Fußball der Frauen in Brasilien eine kleine Zäsur sein. Die Stars der Mannschaft haben ein Alter erreicht, in dem der Leistungszenit normalerweise bereits überschritten ist. "Das war mit Sicherheit meine letzte WM", sagte Mittelfeldspielerin Formiga, die mit 41 Jahren die erfahrenste der alternden Generation um Marta (33) oder Cristiane (34) ist. Immerhin fügte sie jedoch an: "Ich habe vor, in Tokio noch zu spielen."

Die Zeit bis nach den Olympischen Spielen im kommenden Jahr werde deshalb auch Marta genießen, "weil sie ein Mythos ist", sagte die Angreiferin in Richtung Formiga. "Es wird keine mehr wie sie geben".

Marta: "Uns wird es nicht ewig geben"

Zugleich weckte Marta, die 17 Treffer bei WM-Endrunden erzielt hat, leise Hoffnungen, dass ihre WM-Karriere noch nicht zu Ende ist. "Wenn sie mir ihr Geheimnis verrät, wie man mit 41 noch spielt, dann bin ich vielleicht bei der nächsten WM wieder dabei", sagte Marta mit Blick auf das Turnier in vier Jahren, ehe sie mit der Warnung abschloss: "Es wird nicht auf ewig eine Formiga, eine Marta oder eine Cristiane geben."

Das heißt im Klartext: Will Brasilien den Traum vom WM-Titelgewinn eines Tages wahr machen, dann wird es jetzt Zeit, zu handeln. Die Nationalmannschaft der Frauen muss konkurrenzfähig gemacht werden. Neue, jüngere Spielerinnen müssen Verantwortung übernehmen. Um dann - auch für die "Generation Formiga" - Erfolge anzupeilen.

Geschichte

Die erfolgreichsten WM-Torschützinnen

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 23.06.2019 | 17:15 Uhr

Stand: 24.06.19 11:45 Uhr