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Argentinien - K.o.-Phase wäre eine Sensation

Argentinien kann im letzten Vorrundenspiel mit einem Sieg über Schottland heute (19.06.19) die K.o.-Phase der Frauen-WM erreichen. Es wäre eine Sensation.

Als 2015 die FIFA-Weltrangliste im Frauenfußball veröffentlicht wurde, fehlte eine Nation: Argentinien. Die Frauenmannschaft aus dem fußballverrückten südamerikanischen Land wurde als inaktiv eingestuft. Seit Jahren hatte der Verband schon keine offiziellen Spiele mehr für das Team organisiert, die FIFA konnte keine messbaren Aktivitäten feststellen.

Frauenfußball in Argentinien - kein Thema

Es war dies womöglich der Tiefpunkt des Frauenfußballs in Argentinien, der es schon immer reichlich schwer gehabt hat. Argentinien ist zwar ein Fußballland - die Fans sind ja geradezu verrückt nach Fußball. Aber eben nur nach Männerfußball. Wie in kaum einem anderen Land hatten fußballspielende Frauen in Argentinien in der Vergangenheit mit Vorurteilen und Desinteresse zu kämpfen.

Nach der WM 2007, als Argentinien unter anderem Deutschland mit 0:11 unterlag, stellte der argentinische Fußballverband quasi jedwede Unterstützung des Frauenfußballs ein. Es wurden keinen Lehrgänge, keine Spiele mehr organisiert, zu Qualifikationsspielen wurde das Team nicht mehr gemeldet. Nach dem Tiefpunkt 2015 stand die Mannschaft auch 2016 noch ohne Trainer da, selbst 2017 war kein Spielprogramm organisiert.

Trainer Borrello haucht dem Team neues Leben ein

Dies alles änderte sich erst mit dem Engagement von Jose Carlos Borrello, der das argentinische Frauenteam schon zwischen 1998 und 2012 trainiert hatte. Er überredete die neue Verbandsspitze des argentinischen Fußballs, es noch einmal mit dem Frauenfußball zu versuchen. Er übernahm das Traineramt 2017 und wurde gleichzeitig Manager des Teams.

Borrello setzte alle Hebel in Bewegung, doch erst eine Woche vor der Copa America 2018, dem Qualifikationsturnier für die WM 2019, konnte er ein Team zusammenstellen. Quasi ohne Vorbereitung schafften die argentinischen Frauen den dritten Platz beim Turnier. Und qualifizierten sich damit für ein Play-off-Duell mit dem Mittelamerika-Vertreter Panama, das sie für sich entschieden. Sie waren tatsächlich bei der WM 2019 dabei.

Nur neun von 23 spielen professionell Fußball

Schon die Qualifikation für die WM 2019 in Frankreich war für Argentinien also eine Sensation. Nur neun der 23 Spielerinnen im Kader spielen aktuell professionell Fußball in Übersee, 14 sind Amateurspielerinnen aus dem eigenen Land. Eine professionelle Frauenliga gibt es in Argentinien noch nicht, eventuell soll im nächsten Jahr eine gestartet werden.

Als das Team der Namenlosen nun im Auftaktspiel Vize-Weltmeister Japan ein 0:0 abtrotzte und anschließend gegen den aktuellen Weltranglistendritten England nur hauchdünn mit 0:1 unterlag, war die Überraschung unter den Experten daher riesengroß.

Und jetzt könnte das Team tatsächlich die Sensation schaffen. Sollte im letzten Vorrundenspiel gegen Schottland der erste Sieg bei einer WM glücken, hätte das Team die K.o.-Phase erreicht. Für ein Team, das vor vier Jahren quasi nicht mehr existierte, keine schlechte Leistung ...

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | FIFA Frauen WM 2019 | 17.06.2019 | 17:15 Uhr

Stand: 19.06.19 08:57 Uhr